Rezension

Solides Leseerlebnis, das eher nicht im Gedächtnis bleiben wird

Als wir Vögel waren -

Als wir Vögel waren
von Ayanna Lloyd Banwo

Bewertet mit 3 Sternen

"Wenn die letzte Feder verschwunden und dein Frauenkörper ausgewachsen ist, denk dran, dass du im Innern ein Vogel bleibst. Du hast das Fliegen nicht vergessen. Denn was ist mehr Frau, als den Tod und das Leben, Himmel und Erde gleichzeitig in sich zu bergen, zu fliegen und zugleich an die Erde gebunden zu sein?" (S. 231)

"Als wir Vögel waren" ist im englischsprachigen Raum der Literaturbegeisterten schon jetzt ein Hit, insbesondere in den Kreisen, die ich verfolge.
Geschichten vor ungewöhnlicher Kulisse, zumindest ungewöhnlich gemessen an den Orten, die für gewöhnlich die euphorischen Leserherzen höher schlagen lassen, Elemente des magischen Realismus, fundamentale Fragen um Leben und Tod, Emanzipation von festgesetzten (Familien-) Systemen. Alle Elemente in einen Topf gegeben und es kommt ein mir wohlmundender Cocktail dabei heraus. So dachte ich.

Am Geschmack lässt sich hier auch nichts aussetzen. Doch ist es ein Geschmack, der mich wehmütig an das Erlebte zurückdenken lässt, mich wieder nach Trinidad versetzt, Szenen auf dem Friedhof hell erleuchten lässt? Vermutlich eher nicht. Es war solide, ich hatte ein angenehme Zeit, ein paar Szenen, die mich, zumindest während des Lesens begeisterten, allerdings schon jetzt, eine Woche danach, verblasst sind. Für mich hat weder sprachlich, dramaturgisch oder thematisch etwas herausgestochen. Kein besonderer Kniff, der mich über das Gelesene sinnieren ließ, keine Elemente, die mich innerlich jubeln ließen.
Was aber nicht heißt, dass Buch nicht lesenswert wäre. Gerade Lesende, die sich an den magischen Realismus wagen möchten, ohne sich gleich in völlig abstruse Szenarien zu begeben, sei dieses Buch empfohlen.
Denn emanzipatorische Geschichte der Figuren und die dysfunktionalen Familien stehen hier im eigentlich Fokus, das Matriarchat, zumindest auf der einen Seite, ist ein zentrales Thema.