Rezension

Solitude - Einsamkeit

Alles, was ich geben kann – The Last Letter -

Alles, was ich geben kann – The Last Letter
von Rebecca Yarros

„Meine Gedanken mit jemanden teilen zu können, dem ich niemals begegnen würde, war merkwürdig befreiend.“ (S. 21)

Ella ist 24 und alleinerziehende Mutter von 5jährigen Zwillingen, außerdem betreibt sie das B&B Solitude in einer amerikanischen Kleinstadt. Ihre Eltern leben schon lange nicht mehr, ihr Bruder gehört zu einer Spezialeinheit der Army und ist nie da. Weil er findet, dass Ella und sein bester Freund „Chaos“ (aus Sicherheitsgründen haben sie Decknamen) gut zusammenpassen würden, vermittelt er sie als Brieffreunde. Monatelang schreiben sie sich, ohne dass Ella seinen richtigen Namen erfährt. Dann erkrankt ihre Tochter an einem Neuroblastom, die Überlebenschancen für das nächste Jahr liegen bei nur 10 %. Nach außen zeigt Ella Stärke und Optimismus, nur in der Briefen an „Chaos“ ist sie ehrlich und erzählt von ihren Ängsten und Sorgen. Der Tag, an dem „Chaos“ sie zusammen mit ihrem Bruder endlich besuchen kommen wird, rückt immer näher. Doch dann fällt ihr Bruder gefallen ist, und sie hört nie wieder von „Chaos“.

Monate später steht Beckett vor ihrer Tür, ein Kamerad ihres Bruders. Dessen letzter Wunsch an ihn war es, dass er Ella beisteht. Er verschweigt ihr, dass er ihr Briefreund ist, weil sie ihn sonst nach so langer Zeit Funkstille sicher nicht einlassen würde. Aber „… irgendwo zwischen Brief Nummer eins und Brief Nummer zwanzig hatte ich mich in sie verliebt.“ (S. 76)

 

Ella hat kein leichtes Leben und keine Familie, die sie unterstützt. Ihr Bruder riskiert in dem Sondereinsatzkommando regelmäßig sein Leben, der Vater ihrer Kinder hat sich sofort scheiden lassen, als er von der Schwangerschaft erfuhr – ohne je für sie oder die Zwillinge zu zahlen. (Da habe ich mich gefragt, ob das in den USA so einfach geht, zumal er reiche Eltern hat.) Als ihre Tochter erkrankt, versucht sie trotzdem alles, um ihr die besten Behandlungen zu ermöglichen. Gleichzeitig macht sie sich Vorwürfe, dass sie ihren Sohn vernachlässigt.

Als Beckett dann mit dem Brief ihres Bruders auftaucht, erscheint er ihr nach anfänglicher Skepsis als Geschenk des Himmels. Er unterstützt sie wo es nur geht und ist den Zwillingen fast ein Vater. Was um so bemerkenswerter ist, weil er selber in wechselnden Pflegefamilien aufgewachsen ist und seinen eigenen Vater nie kennengelernt hat. Aber instinktiv macht er alles richtig. Außerdem ist er echt heiß und sie fühlt sich zu ihm hingezogen, aber er scheint nicht interessiert. Als sie sich dann doch endlich näher kommen, wird die Gefahr seiner Enttarnung immer größer …

 

Rebecca Yarros hat einen wirklich sehr emotionalen Roman geschrieben, den kaum jemand ohne Taschentücher lesen können wird, aber er hat leider zu viel Patriotismus (Für mich hätte nicht in jedem Kapitel auf Chaos‘ Vergangenheit und die ihres Bruders hingewiesen werden müssen. Es ist auch so klar, was für einen Job sie in der Army haben.) und zu viel Drama (vor allem am Ende). Und auch die Lüge, die Beckett meint vor Ella verheimlichen zu müssen, habe ich nicht wirklich als Problem verstanden.

Dafür finde ich das Zwillingsthema sehr schön umgesetzt. Die Kinder scheinen zwei Teile eines Ganzen zu sein und sind perfekt aufeinander eingespielt, beenden die Sätze des Anderen oder verstehen sich mit wenigen Worten. Ich fand es toll, wie ihr Sohn seine Schwester unterstützt, dass der kleine Mann ist mind. genauso tapfer ist.

Zudem unterstützt das Setting mit dem B&B mitten im Wald einen See gelegen, die romantische Grundstimmung.

 

3,5 von 5 Sterne