Rezension

Sollte ich jemals einen Liebesbrief an ein Buch schreiben, so würde ich dieses hier wählen

Diese eine Lüge -

Diese eine Lüge
von Dante Medema

Inhalt:

Um einen Platz am College zu bekommen, benötigt Sana dringend eine gute Note für ihr Abschlussprojekt an der High School und hierfür wiederum Cordelias Hilfe.

Cordelia, wurde bereits an der Columbia-Universität zugelassen. Für ihr Abschlussprojekt hat sie sich ein Gentest-Set bestellt. Sie möchte ihre Herkunft erforschen und darüber ein Gedicht schreiben.

Während Sana die entscheidenden Weichen für den Verlauf der weiteren Bildungskarriere gestellt sehen will, sorgt sich Cordelia um ganz andere Probleme.

Sie denkt, sie wäre adoptiert, denn sie fühlt sich so anders und ein wenig verloren. Keiner scheint sie wirklich zu verstehen. Am ehesten vielleicht noch Sana, doch die ist eben auch so völlig anders als sie selbst. Und bald wird Cordelia auch ein Geheimnis vor ihrer besten Freundin haben, das auf keinen Fall enthüllt werden darf.

Denn, als die Teampartner für das Projekt ausgewählt werden, kann Cordelia es gar nicht fassen. Ihr Wunschkandidat Kodiak wurde ihr zugeteilt. Der Junge, mit dem Cordelia aufgewachsen ist. Der Junge, der schon immer Gedichte geliebt hat, über den ihre Mom mit den Worten urteilt: „Kodiak ist ein Problem.“ Doch Cordelia weiß, dass Kodiak kein Problem ist. Er hat Probleme. Kodiak ist schon immer die eine Person gewesen, die Zugang zu Cordelia gefunden hat. Der ihre große, mächtige Sehnsucht nach Gemeinschaft, Verbundenheit, nach Verständnis erkennt.

Doch Kodiak hat sich damals für ein anderes Mädchen entschieden. Eines, das wild und unberechenbar ist, das dass Leben in vollen Zügen in sich aufsaugt und das Cordelia mit Leichtigkeit zu überholen und abzuhängen wusste.

Und nun sehen sich Cordelia und Kodiak wieder. Kodiak hat sich verändert. Doch Cordelia erkennt in dem Jungen den, der er damals war und das, was tief in ihm ruht.

Und Sana?! Sie darf nie erfahren, dass Cordelia ihre Wahl getroffen hat. Denn genau, wie Cordelia alles tun würde, um Kodiak an ihrer Seite zu haben, so benötigt auch Sana ihre beste Freundin, die ihr hilft, diese schwere Zeit zu überstehen, und aus Tundra Cove zu fliehen.

 

Meinung:

Die Autorin schreibt ihre Geschichte in Form von E-Mail- und Chatverläufen. Die Erzählungen aus Cordelias Perspektive werden demgegenüber wie ein Gedicht eingeführt. Hiermit greift Dante Medema auf einen schönen künstlerischer Kniff zurück, denn schließlich geht es in diesem Buch unter anderem auch um die Leidenschaft zur Lyrik.

Wenn der Leser den Schritt wagt, sich auf den Inhalt des Buches einzulassen, dann liefert ihm Dante Medema mit „Diese eine Lüge“ eine Geschichte, die unglaublich faszinierend und berührend zugleich daherkommt.

Mit Cordelia erschafft die Autorin eine Protagonistin, die es im Leben nicht einfach hat. Cordelia versucht in ihrem Anderssein Anerkennung zu finden und nicht in eine Identität gezwängt zu werden.

Und dann kommt Kodiak … Ihm gelingt es mit Leichtigkeit direkt in Cordelias Seele vorzudringen. Doch gerade diese Unbeschwertheit, mit der er Cordelia begegnet, ist auch das Problem. Denn Cordelia merkt, dass Kodiak der Mensch ist, den sie so dringend an ihrer Seite haben möchte. Doch dieser hängt seiner Vergangenheit nach und hat sein eigenes Päckchen zu tragen.

Während des Lesens hatte ich das Gefühl, mit anderen Menschen über diese Geschichte sprechen zu müssen, Zitate zu teilen. Das Buch ist ein Must-read für einen jeden Leser, der ein Herz hat.

 

Fazit:

Mit „Diese eine Lüge“ schreibt Dante Medema ein Meisterstück des reflektierenden Erzählens. Dessen Protagonisten durchdringt das Gefühl des Fremd- und Andersseins. Oft wähnt man sich nicht in einem Buch, sondern in einer sehr intelligenten Abhandlung über Coming-of-Age- Probleme.

Dante Medema psychologisiert nicht. Dennoch gelingt es ihr, ins Innere ihrer Figuren vorzudringen. Die Dramen, die sich dort abspielen, vermittelt sie unglaublich gekonnt. Atmosphärisch dicht und unglaublich konzentriert.

Das Buch dürfte selbst den unterkühltesten Leser aus der Reserve locken.

Ein Kleinod, das jedes Buchregal schmückt. Für mich das „Buchgeschenk des Jahres“.

Dieses Buch berührt nicht nur, es trifft mitten ins Herz.

 

Buchzitate:

Kodiak küssen
ist, als schlüge man ein Buch auf.

Ich deute auf ihn,
lehne mich an Kodiak,
so habe ich den Geruch nach Heimt in der Nase,
nicht den der Angst.