Rezension

Sollte zur Pflichtlektüre werden ...

Weit Gegangen - Dave Eggers

Weit Gegangen
von Dave Eggers

Bewertet mit 5 Sternen

Voraussagend möchte ich erwähnen, das Buch ist mit fast 800 Seiten ein Wälzer, auf den man sich einlassen muss, auf den man Lust haben muss, dessen Thema einen interessieren muss. Auf mich trafen alle drei Punkte zu und ich bin eingetaucht in die Geschichte von Valentino, von Dominic, von Weit gegangen – ein Junge, der so viele Namen hatte, wie er Flüchtlingscamps durchlaufen hat. Es ist für uns, die wir behütet in der westlichen Welt aufgewachsen sind und auch weiterhin leben dürfen, unmöglich zu verstehen. Mir hat dieses Buch viele Dinge bewusst gemacht. Die Grausamkeit mit der Menschen anderen Menschen – insbesondere auch Kindern – gegenüber treten können. Die Entbehrungen, die ein Mensch in seinem Leben erleiden muss und ertragen kann. Die Rückschläge, die einen ereilen und nach denen man sich immer wieder aufrappeln muss. Es hat mir die Augen geöffnet gegenüber den Tatsachen, dass es nicht damit getan ist, ein paar Euro zu spenden. Valentino Achak und seine Kameraden, Nachbarn, Freunde und „Mitstreiter“ sind fürs Leben gezeichnet und traumatisiert. Selbst als Achak am Ende in die USA einreisen darf, ist sein Leidensweg noch lange nicht zu Ende. Er kennt sich nicht aus in der westlichen zivilisierten Welt, kennt nicht den Unterschied zwischen Kühlschrank und Gefrierschrank, ist entsetzt, als er die freizügigen Tänze der Cheerleaders beim Basketballspiel sieht. Das Buch ist ein Augenöffner, sehr beeindruckend und hallt noch lange nach. Ich denke, ich werde die Bilder der Flüchtlingsströme - aus welcher Region auch immer – von nun an mit anderen Augen sehen. Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben – man wünscht sich danach nichts sehnlicher als den Weltfrieden!