Rezension

Someone to love

Ein Schreibtisch voller Träume - Rachel Hauck

Ein Schreibtisch voller Träume
von Rachel Hauck

Someone to love

Rachel Haucks aktuelle Neuerscheinung handelt von zwei Frauen, deren gemeinsame Leidenschaft das Schreiben ist, die aber auch ein ganz bestimmter Schreibtisch verbindet. Dieses alte Familienerbstück spielt eine tragende Rolle. An diesem Schreibtisch entstanden einst Bestseller, und er soll nun zur Muse und zum Glücksbringer einer jungen Frau werden, die ihre Schreibblockade zu überwinden sucht. Die Geschichte der Tenley Merry Roth bildet hierbei den Handlungsstrang in der Gegenwart, während in einer zweiten Handlung jene der Elizabeth Candler Shehorn im Jahre 1902 erzählt wird.

Elizabeth Candler Shehorn, im Roman stets nur „Birdie“ genannt, ist das einzige Kind eines reichen Reeders von uraltem New Yorker Adel. Der aufgeweckten und intelligenten jungen Frau wurde ungewöhnliche Bildung zuteil, ihre größte Leidenschaft gilt dem gedruckten Wort. Birdie verschlingt Bücher, und an ihrem Schreibtisch, den sie von einem Freund der Familie geschenkt bekam, bringt sie ihre eigenen Geschichten zu Papier. Die charmante und schöne Erbin gilt als äußerst begehrte Heiratskandidatin, sie selber strebt jedoch eine Karriere als Schriftstellerin an. Birdies anspruchsvolle und fordernde Mutter versucht jedoch mit aller Macht, ihre Tochter zu einem Leben nach ihren Plänen zu zwingen. Sie arrangiert eine Ehe mit dem reichen Erben und selbstbewussten Schwerenöter Alfonse, die sie an die Spitze der New Yorker Gesellschaft katapultieren soll. Birdie hat ihr Herz jedoch längst an einen anderen Mann verloren, doch ihr Vater würde den englischen Adeligen Lord Elijah Montague niemals als Heiratskandidaten akzeptieren.

Tenley Roth sieht sich nach der Veröffentlichung ihres ersten Romans als Nachfahrin zweier namhafter Autoren einem starken Erfolgsdruck und einer entsprechenden Erwartungshaltung ausgesetzt. Tenleys Verleger und ihre Leserschaft erwarten, dass auch ihr nächstes Buch zu einem Bestseller wird. Angesichts des nahenden Abgabetermins für das Manuskript kommt es schließlich zu einer Schreibblockade, die Tenley durch verschiedene Tricks zu überwinden versucht. Ein ganz bestimmter Schreibtisch im Haus ihrer Mutter Blanche Albright spielt dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Und zu alledem gerät ihre aktuelle Beziehung zu einem Drehbuchautor in eine Krise. Als der Möbeltischler Jonas Sullivan den antiken Schreibtisch abholen und restaurieren möchte, kann Tenley sich der Anziehungskraft dieses Mannes nur schwer entziehen. Jonas ist klug, freundlich, hat eine selbstsichere und wertschätzende Art und ist ein liebevoller Familienmensch. „Ein schäbiger alter Schreibtisch mit einer klemmenden Schublade öffnete Tenley letztendlich Türen, von denen sie sich nie hatte träumen lassen.“

Rachel Hauck hat sich mit dieser zauberhaften Geschichte wieder einmal pfeilgerade ihren Weg in mein Herz gebahnt. Die romantischen Liebesgeschichten aus zwei verschiedenen Epochen und die frappierende Ähnlichkeit der Schicksale von Birdie und Tenley haben mich sehr rasch in den Bann gezogen. Der Fokus auf Birdie und Tenley wechselt laufend, ein entsprechender Hinweis in Form des Namens in der Überschrift des jeweiligen Abschnitts erleichtert den gedanklichen Übergang in die jeweils andere Epoche. Der Autorin ist ein äußerst einnehmender Schreibstil zu eigen, ihre Erzählung wurde durch sehr viele humorvollen Szenen und Dialoge aufgelockert. Der christliche Glaube spielt zwar nur eine eher untergeordnete Rolle im Buch, seine Einbindung ist Rachel Hauck jedoch vortrefflich gelungen.

Bei der Charakterisierung ihrer handelnden Personen hat die Autorin ebenfalls vorzügliche Arbeit geleistet. Den beiden Protagonisten Birdie und Tenley wird die größte Aufmerksamkeit zuteil. In Bezug auf die Nebenfiguren empfand ich die herzliche, liebevolle und laute Familie Sullivan als große Bereicherung, deren Fürsorge mich rührte, und deren Wortwechsel mich oftmals zum Schmunzeln brachte. Die Rolle der Antagonistin nahm in diesem Buch aus meiner Sicht eindeutig Birdies eiskalte, dominante und bevormundende Mutter Iris ein, die ihrem einzigen Kind rücksichtslos und mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln ihren Willen aufzwingt. Für Tenleys Mutter Blanche konnte ich mich anfangs ebenfalls kaum erwärmen, im Verlauf des Buches änderte sich jedoch meine Einstellung zu ihr.

Fazit: „Ein Schreibtisch voller Träume“ hat mir ausgezeichnet gefallen und bescherte mir über vierhundert Seiten lang ein ganz besonderes Lesevergnügen. Rachel Hauck liefert damit einen weiteren Bestseller, den ich Lesern mit einem Faible für romantische Liebesgeschichten uneingeschränkt weiterempfehlen kann.