Rezension

Sommerlektüre mit nachdenklichen Passagen

Kein Kuss wie dieser - Tanja Voosen

Kein Kuss wie dieser
von Tanja Voosen

Bewertet mit 4 Sternen

Vor den Sommerferien noch eine feucht-fröhliche Party mit lustigen Spielchen, reichlich Körperkontakt und wilden Küssen – das ist genau nach dem Geschmack von Jessa und ihrer besten Freundin. Doch über das Küssen hinaus geht es für sie selbst nie.

Die Ferien verbringt Jessa mit ihrem kleinen Bruder bei ihrer Tante in einem ruhigen, beschaulichen Ort, in dem man die Seele baumeln lassen und einfach mal abschalten kann. Das war zumindest der Plan, bevor Quinn in der kleinen Stadt auftaucht und Jessas Welt ziemlich auf den Kopf stellt. Wie Magnete ziehen sie sich an und stoßen sich ab, je nachdem welche Seite sie gerade nach außen kehren. Dabei kommen Dinge ans Licht, als man zunächst erwarten würde…

 

Der Schreibstil von Tanja Voosen ist angenehm und hat eine sommerliche Leichtigkeit, die zur Geschichte passt. Zu Beginn hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass es sehr ähnlich zu „Wohin der Sommer uns trägt“ sein könnte, da es mit der Liste, die die Freundinnen abarbeiten wollen, der Aufmachung allgemein und der Einflechtung von künstlerischen Talenten, einige Parallelen gab. Insgesamt ist die Geschichte aber tiefgründiger und damit nicht nur locker und leicht, sondern auch mal nachdenklich stimmend.

Die jugendlichen Protagonisten haben schon einige Schicksalsschläge hinter sich, die sie zum Teil verbinden, auf der anderen Seite aber auch einfach ihren Charaktere geprägt haben. Sowohl Jessa, als auch Quinn haben sich eine gewisse Schutzmauer aufgebaut, die der Gegenüber erst mal durchdringen muss, wenn man weiter kommen will. So entstehen Phasen der Unnahbarkeit und Ablehnung, obwohl sie vielleicht lieber die helfende Schulter annehmen würden, die ihnen geboten wird.

Das „Spiel“ aus Ablehnung und Zuneigung zwischen Jessa und Quinn war schön zu beobachten. Immer wieder geraten sie aneinander, raufen sich dann aber wieder zusammen, bevor die nächste Welle aus Unsicherheit über sie schwappt. 

Durch die Ich-Perspektive lernt man Jessa sehr intensiv kennen. Man kann ihre Gedankengänge nachvollziehen und taucht hautnah in das Gefühlschaos ein, das die Sommerwochen für sie bereit halten. Einige Entwicklungen sind etwas vorhersehbar, aber auf dem Weg zum Ziel gibt es immer wieder kleine Abzweigungen und Überraschungen, die es nicht langweilig werden lassen.

 

Besonders gut haben mir die Naturbeschreibungen gefallen. Man kann sich das Rauschen der Wellen und das Gefühl von Sand unter den Füßen sehr gut vorstellen. Ich selbst wohne auch in Küstennähe und mag die unberührte Natur, die man dort außerhalb der Touristenzeiten vorfindet, sehr gern. Eine Kulisse zum Träumen und Verweilen.

 

Eine süße Geschichte mit angenehmen, nicht ganz gewöhnlichen, Protagonisten, einem tollen Setting und einem lockeren Erzählstil. Die Passagen zum Nachdenken geben dem Buch mehr Tiefe und machen die Geschichte zu mehr als nur einer leichten Sommerlektüre.

 

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!