Rezension

Sommerlich, locker und leichter Roman über das Essen, Liebe und Selbstfindung

Die unverhofften Zutaten des Glücks
von Deborah McKinlay

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Dem Buch gelang das, was guten Geschichten immer gelingt: Man vergisst über dem Lesen seine eigene Geschichte." (Seite 59) Wie weise. Und ich muss sagen, dass es dieser Geschichte mit ihren zauberhaften, teils auch melancholischen Momenten und den beiden reifen Protagonisten gelungen ist. Das Cover so frühlingshaft, sommerlich, versprach eine locker leichte romantische Geschichte. Ob der Inhalt halten konnte, was Cover und Klappentext versprachen? Vorher kurz zum Inhalt …

Es geht um die Britin Eve und den amerikanischen Bestsellerautor Jack. Beide sind bereits über vierzig. Und beide teilen eine große Leidenschaft für gutes Essen und das Kochen. Doch was verbindet die beiden noch?
Sie scheinen in ihrer Art auf den ersten Blick so völlig unterschiedlich.
Sie, die etwas biedere und ernsthaft wirkende Dame, stets im perfekten Outfit, die in ihrem scheinbar perfekten Haus lebt.
Er, der erfolgsgekrönte Autor, der mit seinen Büchern nicht nur Leser, sondern insbesondere auch Leserinnen beeindruckt. Doch beide stecken in einer Art Lebenskrise, das offenbart sich im Verlauf des Buches allmählich.

Nichts ahnend entwickelt sich eine Brieffreundschaft zwischen den beiden als Jack tatsächlich auf den Leserbrief antwortet, den seine treue Leserin Eve ihm aus einer Laune heraus schreibt. Auch über schwierige Momente hinweg schreiben sie sich und spenden sich gegenseitig Trost. Erst noch recht zurückhaltend. Als ihre "Beziehung" jedoch allmählich inniger wird, schlägt Jack ein Treffen in Paris vor. Doch das, zeigt sich, könnte Eve´s größtes Problem darstellen.

Meine Meinung:
Geleitet vom Cover dieses Buches, kaufte ich es. Auf dem Buchrücken steht "Ein Rezept zum Verlieben" und "Mitreißend erzählt Deborah McKinlay von großen Lebenskrisen, geheimnisvollen Zutaten – und einer ganz besondere Liebe." Das klingt vielversprechend oder?
Nun ja. Um es kurz zu machen, das Buch ist nett, locker und leicht und verspricht auch tolle Momente. Jedoch fand ich diese eher zwischen den Zeilen. Mitgerissen hat es mich in nur wenigen Momenten, da ich der Story zwar gerne gefolgt bin, ich jedoch lange Zeit keinen Bezug zu den Protagonisten aufbauen konnte.
Es könnte am Altersunterschied von mir zu den Protagonisten von über 15 Jahren gelegen haben. Aber auch daran, dass man von beiden erst allmählich Details aus dem Leben erfährt und gerade Eve auch eine sehr ernsthafte und reservierte Frau ist, mit der man nur langsam warm wird. Beide waren zunächst nicht zu durchschauen, um die Geschichte auch spannender zu machen und nicht gleich alles zu verraten. Aber es hat für mich auch zu keinem Moment richtig gefunkt zwischen den beiden oder die Atmosphäre der besonderen Liebe versprüht.

Gerade von den Briefwechsel habe ich mir mehr versprochen. Sie waren schön, da die Briefe schön geschrieben waren. Aber ich empfand sie oft als sehr reserviert/distanziert und die eigentliche Botschaft/Entwicklung hat sich in den Gedanken der beiden oder zwischen den Zeilen abgespielt, so dass der Leser selbst interpretieren muss/kann.
Die Sprache ist toll – den Protagonisten, ihrem etwas reiferen und eloquenten Auftreten angepasst. Beide waren mir trotz der "Zurückhaltung" sympathisch, wenn auch zunächst ungreifbar. Umso schöner war es dann die Entwicklung und das "Auftauen" gerade von Eve mitzuerleben.

Was sehr nett gestaltet war, war der Austausch über das Essen und Kochen. Die ein oder andere Leckerei hätte ich schon auch gern einmal probiert.

Fazit:
Mich hat das Cover so sehr angesprochen, dass ich das Buch unbedingt haben wollte. Ich habe es nicht bereut. Man verpasst zwar auch nichts, wenn man das Buch nicht liest, allerdings ist es auch keine Zeitverschwendung, Eve und auch Jack auf dem Weg ihrer Selbstfindung zu begleiten und dabei zwischendurch auch tolle, tiefgründige Momente zu erleben.
Gerade das letzte Kapitel/die Auflösung fand ich wundervoll – unaufgeregt und locker leicht, entsprechend dem gesamten Buch und dennoch überraschend und smart.

Der locker leichte, aber schöne Schreibstil der Autorin lohnt sich und mit gerade mal knapp 290 Seiten ist das Buch auch relativ schnell gelesen. Wenn man nicht mit zu hohen Erwartungen herangeht, kann man sicher zu einer ganz positiven Wertung kommen und so vergebe ich 3,5 bis 4 Sterne, auch weil es stellenweise so lecker war, das Buch zu lesen ;-)