Rezension

Sophias Weg führt in die weite Welt – von Berlin über Paris nach New York

Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung - Corina Bomann

Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung
von Corina Bomann

Bewertet mit 5 Sternen

Im Berlin der 1920er Jahre hat es ein Mädchen nicht leicht, wenn es Chemie studiert. Dennoch lässt sich Sophia Krohn nicht von ihrem Traum abbringen. Schließlich würde sie gern später die Drogerie ihres Vaters übernehmen und selbst Cremes und Tinkturen herstellen. Doch als das junge Mädchen dem Charme ihres Dozenten (und seinen Versprechungen) erliegt, wendet sich das Blatt und besiegelt ihr Schicksal. Ungewollt schwanger, will der Vater des Kindes von seinen Versprechungen nichts mehr wissen. Und Sophias Vater tobt. Er verweist sie des Hauses – in seinen Augen ist sie selbst Schuld an ihrer Misere und hat Schande über die Familie gebracht.

Glücklicherweise bietet ihre beste Freundin Henny Sophia ein Dach über dem Kopf an. Als die Tänzerin ein Engagement in Paris ergattern kann, folgt Sophia ihr – denn wo sollte sie sonst hin? In Paris angekommen, steht sie vor den Trümmern ihrer Existenz, während sich Henny eine Karriere als Tänzerin aufbaut. Und es kommt noch schlimmer, als einen Monat zu früh ihr Kind auf die Welt drängt… Nach einer Geburt, bei der Sophias Leben am seidenen Faden hängt, muss sie versuchen so schnell es geht auf eigene Füße zu kommen. Mit einer selbstgemachten Creme versucht sie die Aufmerksamkeit der berühmten Helena Rubinstein zu wecken – ein Versuch, der sie am Ende bis nach New York führen wird…

Gewohnt mitreißend schildert Corina Bomann das Schicksal von Sophia, die um die Erfüllung ihrer Träume kämpfen muss und so manches Wagnis eingeht. Auch wenn ich die Figur der Sophia anfangs doch recht naiv fand, habe ich ihr schnell Sympathie entgegengebracht – denn sie lässt sich einfach nicht unterkriegen und versucht immer wieder, aus eigener Kraft und eigenem Antrieb auf die Beine zu kommen – auch wenn es schwer fällt. Das hat mich beeindruckt, und ich bin mir sicher, zu jener Zeit gab es viele Sophias, die aufgrund eines Schicksalsschlags oder schwieriger Umstände ihr Leben selbst in die Hand nehmen mussten.

Wir erleben Sophias Geschichte aus der Ich-Perspektive, was dem Roman noch einmal eine persönlichere Note verleiht. Sophia schildert ihre Ängste, Nöte und Überlegungen, wenn sie eine Entscheidung treffen muss. So kann der Leser gut nachvollziehen, weshalb sie ihren Weg genau so und nicht anders geht.

Auch die eingeflochtenen Szenen aus Helena Rubinsteins Leben fand ich sehr interessant. Hier hätte ich mir ein Nachwort gewünscht, das die historischen Fakten zusammenfasst und abgrenzt, an welchen Stellen sich die Autorin künstlerische Freiheit genommen hat, um die historische Figur Helena Rubinstein in die Handlung einzufügen.

Eine für mich nicht recht nachvollziehbare Entwicklung (Achtung, Spoiler!) war der Streit zwischen Sophia und ihrem Freund Darren am Ende des Buches. Darrens Reaktion hielt ich – angesichts dessen, wie die Figur ansonsten agiert hat – für sehr überzogen. Sicher benötigte es die Dramatik der Buchreihe, dass die beiden sich (zunächst?) aus den Augen verlieren. Aber wirklich nachvollziehbar fand ich es leider nicht.

Dies ist aber nur ein kleines Manko in einem ansonsten toll zu lesenden historischen Schmöker, der die aufkommende Schönheitsindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter die Lupe nimmt und uns wieder mit einem spannenden Frauenschicksal konfrontiert. Ich freue mich schon auf den zweiten Band, der für Ende Mai 2020 angekündigt ist und den ich auf keinen Fall verpassen darf!