Rezension

Soul Beach - Frostiges Paradies // Kate Harrison

Soul Beach 01. Frostiges Paradies - Kate Harrison

Soul Beach 01. Frostiges Paradies
von Kate Harrison

Bewertet mit 4 Sternen

Viele Menschen habe ein Talent. Ich hab auch eins. Und zwar, dass gehypte und geliebte Bücher immer an mir vorbei gehen und ich sie erst entdecke, wenn Gott und die Welt sie bereits gelesen hat. Kein Wunder also, dass ich Soul Beach – Frostiges Paradies erst lese, nachdem sogar schon der Finalteil lange Zeit erhältlich ist. Aber irgendwann und irgendwie finden diese Bücher meistens ihren Weg in meinen Besitz. Der erste Teil der Reihe stand schon ewig auf meiner Wunschliste und nun hab ich es endlich zur Hand genommen.

Als Leser wird man direkt in die Geschichte reingeworfen. Die junge Megan hat mir ihrer Stimme das ganze Land verzaubert und ein Fernsehcasting gewonnen. Und dann wurde sie auf grausame Art und Weise ermordet. Ihre kleine Schwester Alice bleibt in tiefer Trauer zurück und kommt über den Tod ihrer Schwester einfach nicht hinweg. Doch plötzlich erhält sie eine EMail – von Megan. Durch ihren PC eröffnet sich Alice eine völlig neue Welt. Sie gelangt nach Soul Beach, obwohl sie körperlich weiterhin an ihrem Schreibtisch sitzt. Und dort leben nur junge, hübsche Menschen, die früh gestorben sind. Alice hofft nicht nur, ihrer Schwester nahe bleiben zu können, sondern auch, ihren Mörder endlich zu finden.

Kate Harrison hat mit Soul Beach eine ganz neue Geschichte geschrieben. Dass Jugendliche mit dem Tod umgehen müssen, kommt in Büchern immer mal wieder vor, aber hier wird eine völlig neue Storyline geschaffen. Die Idee fand ich unglaublich spannend und ich muss zugeben, dass die Autorin diese Idee auch wirklich gut umgesetzt hat. Anfangs hatte ich ja etwas Bedenken, dass die Sache mit der Homepage nur als Aufhänger genommen wird und es nachher nur um Alices Trauer geht. Aber weit gefehlt… Vielmehr handelt es sich um ein actiongeladenes, einnehmendes Jugendbuch, das einen einfach zwingt, schnellstmöglichst mit Band 2 weiter zu lesen.

Nach dem Tod ihrer Schwester, die sie quasi vergöttert hat, fällt Alice in ein tiefes Loch. Ihren Freund schießt sie in den Wind, da sie sich selbst nicht mehr eingestehen kann, dass sie Liebe verdient, während ihre Schwester tot ist. Auch ihre beste Freundin kommt nicht mehr recht an sie ran. Die Frage nach dem ‚Warum‘ treibt Alice immer mehr um. Auch wenn sie an manchen Stellen sehr grob rüberkommt, konnte ich ihre Gefühle wirklich gut verstehen. Sie fühlt sich alleingelassen und unverstanden.

Die Bewohner des Strandes von Soul Beach waren dagegen anfangs wirklich undurchsichtig. Das lag aber vor allem auch daran, dass lange Zeit gar nicht so klar ist, wo man sich als Leser dort befindet. Selbst wenn man Band 1 zuschlägt, weiß man noch nicht so ganz, was es mit dem Strand auf sich hat, wo er herkommt und welche Personen dort hin dürfen und welche nicht. Man merkt nur auch den Bewohnern an, dass täglicher Sonnenschein und traumhafte Kulisse über Probleme nicht hinwegtäuschen kann. Und trotzdem haben sie immernoch die gleichen Gefühle wie die Lebenden, was manchmal nicht ganz einfach ist.

Kate Harrison erzählt ihre Geschichte aus Alices Sicht. Das heißt, dass man als Leser nur dann an den Strand kommt, wenn auch Alice dorthin geht. Das fand ich zum einen unglaublich spannend, weil man damit eigentlich hautnah am Geschehen ist und nur nach und nach die Welt vom Soul Beach entdeckt. Zum anderen war ich auch unheimlich neugierig, wie es am Strand weitergeht. Das hatte einen ganz netten Effekt. Denn Alice erzählt immer wieder, wie sehr es sie an den Strand zurückzieht und ich konnte es einfach so gut verstehen, weil es mir genauso ging.

Auch sonst hat mir Harrisons Schreibstil wirklich gut gefallen. Die Seiten fliegen nur so an einem vorbei. Die Autorin trifft genau die richtige Mischung zwischen packender Spannung und tiefer Emotionalität. Ich mochte dieses Wechselbad der Gefühle total gerne, denn es führt dazu, dass man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Die Frage nach Megans Mörder ist zwar ständig präsent, wird aber immer wieder durch aktuellere Probleme in den Hintergrund gestellt.

Diese aktuellen Probleme und der Haupthandlungsstrang mit Megans Mörder finden sich auch im Ende wieder. Denn natürlich wird zum Ende des ersten Teils noch nicht offenbart, wem Megan da zum Opfer gefallen ist. Doch auch hier zeigt Kate Harrison großes Talent. Sie trennt ihre Geschichte etwas voneinander ab, lässt einen Teil davon richtig enden und behält sich die Auflösung des anderen für die anderen beiden Bücher vor. Das gibt dem Leser zum einen ein befriedigendes Gefühl, zum anderen möchte man aber sofort mit Teil 2 weiter lesen. Wirklich sehr gelungen!

Soul Beach – Frostiges Paradies ist ein richtig gelungener Auftakt zu einer ganz anderen Jugendbuchreihe. Die Geschichte ist mir so, oder auch ähnlich, noch nie untergekommen und ich war richtig gefesselt. Es scheint, als hätte Kate Harrison genau gewusst, was der Leser an welcher Stelle haben will. Und obwohl ich eigentlich komplett begeistert war, lasse ich bei der Bewertung noch etwas Luft nach oben, denn ich glaube, dass Harrison da bestimmt noch einen drauflegt. Ich freue ich mich schon auf Band 2, der bereits auf meinem SuB auf mich wartet.

 

© Nellys Leseecke - Lesen bedeutet durch fremde Hand träumen