Rezension

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Space Kopfera

Dreimal Proxima Centauri und zurück - Myra Çakan

Dreimal Proxima Centauri und zurück
von Myra Cakan

Bewertet mit 4 Sternen

Eine inkognito reisende berühmte Operndiva, eine Prinzessin als blinder Passagier, ein überaus korpulenter Schmugglerpate, den niemand zu Gesicht bekommt, das sind nur einige der Figuren, die in Myra Cakans Hommage an das Genre der Space Opera Aufstellung nehmen. Auf dem Raumkreuzer "Stern von Beteigeuze" gilt es immerhin, auf dem Flug nach Proxima Centauri die Revue "Schieß mich zum Mars, Liebling" zur Unterhaltung der Gäste einzustudieren. Während der Proben treten jedoch unvorhergesehene Schwierigkeiten auf, die nicht nur die Geduld, sondern auch das Improvisationstalent der Beteiligten bis zum äußersten strapazieren ...

Man nehme eine Reihe schillernder Figuren, sperre sie auf engstem Raum zusammen und konfrontiere sie mit einer ungewohnten Situation, auf daß sich anhand der unterschiedlichen Wesenszüge eine möglichst unterhaltsame Handlung entwickle. Nach diesem bewährten Rezept funktioniert auch der vorliegende Roman, der die bekannten Bausteine auf einem Raumschiff gruppiert und es - wie bereits von anderen Rezensenten erwähnt - fertigbringt, die schrille, überzeichnete Atmosphäre des Films "Das fünfte Element" einzufangen. Ein zentrales Element nimmt dabei das genannte Theaterstück ein, dessen Text ebenfalls von der Autorin erdacht und als Anhang angefügt ist, was wesentlich zur Authentizität des Kolorits beiträgt.

Wie die dreiaktige Revue läßt sich auch der Roman in drei Teile gliedern: Zunächst erinnert die Präsentation des bunten Panoramas an Passagieren an das literarische Äquivalent eines Stillebens. Bewegung wird daraufhin erzeugt, indem die Geschichte den Kurs einer Mördersuche in bester Agatha Christie-Manier einschlägt. Und schließlich kommt es zum Finale, in dem sämtliche Geheimnisse enthüllt und Verwechslungen aufgeklärt werden. Dabei bedient sich die Autorin so virtuos an der Klaviatur der Klischees, daß es eine Freude ist, wenn etwa ein Vater seine vermißte Tochter wiederfindet. Große Souveränität und Leidenschaft am literarischen Spiel beweist Myra Cakan auch, wenn immer wieder die beiden Wirklichkeiten, einerseits des Theaters, einerseits der Lebenswelt der Figuren ineinander verschachtelt werden. Nicht nur orientiert sich der Aufbau des Romans an der Revue, auch die kriminalistische Handlung nähert sich im Verlauf immer weiter dem "Stück im Stück" an. Das Jonglieren mit den Ebenen erfolgt dabei so leichtfertig, als ginge es darum, sich weitere allegorisch-charakterisierende Namen wie Hurriberto Wicknack, Banamarama Halcion oder Silber von Sirius auszudenken.

Kurzum, bei "Dreimal Proxima Centauri und zurück" handelt es sich um eine kompakte Konstruktion kunstvoll aneinangergefügter genretypischer Stereotypen, die durch Sprachwitz und Humor zum Glänzen gebracht werden. Und Kenner von Douglas Adams werden sich nicht nur einmal die Frage stellen, ob die Autorin womöglich die verschollene Tochter des Briten ist ...