Rezension

späte Rache

Totenspiel - Michael Trommer

Totenspiel
von Michael Trommer

Bewertet mit 3.5 Sternen

1997, im Staatstheater in Aachen findet die Premiere von Julius Caesar nach wenigen Minuten ein abruptes Ende. Der Star Franz Wolf, der die Hauptrolle mimen sollte wird erschossen in seiner Garderobe aufgefunden.

Die Ermittler Gerd Mehrwald und seine Kollegin Elenore Kalb setzen mit den Ermittlungen im engsten Umfeld an. Der Tote war ein brillanter Schauspieler, der seine Ellenbogen einsetzen konnte und ein Frauenheld. Dennoch finden sich keine ausreichenden Tatmotive in der nächsten Umgebung.

In einem zweiten Handlungsstrang 14 Jahre zuvor ist der Mediziner Jürgen unzufrieden mit den Verhältnissen in der DDR und der Ausstattung seines Arbeitsplatzes, oft fehlt es an der grundlegenden medizinischen Ausrüstung, um Patienten effektiv zu helfen.

Er plant seine Flucht und der Leser kann die Hoffnung aber auch die Angst gut miterleben. Jürgen wird beim Grenzübergang gefasst und kommt ins Gefängnis, die Umstände sprechen dafür, dass er verraten wurde. Die Verhältnisse, in denen fortan leben muss werden detailliert und bildgewaltig beschrieben. Nach der Grenzöffnung fasst er im Westen allmählich Fuß als Mediziner und findet seinen Frieden, bis ihn Erkenntnisse emotional in die Zeit der Haft zurückversetzen und Wut und Rachegelüste aufflammen lassen.

 

Der Autor hat einen sehr guten bildhaften Erzählstil, so dass das Lesen Freude macht. Die beiden Handlungsstränge wechseln sich ab und verbinden sich immer mehr zu einer Geschichte. Durch die wechselnden Perspektiven gibt es immer wieder Mini Cliffhanger, die neugierig auf den weiteren Verlauf machen.  

 

Der Handlungsstrang um die DDR ist sehr gelungen und trägt die Geschichte, während der Part um die Aachener Ermittler vor sich hinplätschert.

Hier hat man relativ schnell die üblichen Fakten ermittelt, Kollege Zufall muss helfen und von da an wird nur noch geradeaus geschaut, eine andere Möglichkeit nicht mehr erwogen. Gründliche Polizeiarbeit sieht im Alltag vermutlich anders aus. Schade, dass hier nicht noch ein paar Wendungen eingebaut wurden, da wurde einiges an Potential verschenkt. 

Das Ermittlerduo wirkt sehr eingespielt und kommt etwas langweilig herüber, aber die französische Gerichtsmedizinerin macht dies wieder wett. 

 

Aufgrund der politischen Hintergrundgeschichte und des Erzählstils macht der Roman aber trotzdem Spaß und ich vergebe hier gerne 3,5 Sterne.