Rezension

Spätes Glück

Und jetzt lass uns tanzen - Karine Lambert

Und jetzt lass uns tanzen
von Karine Lambert

Bewertet mit 4 Sternen

„All die übermütigen Luftbläschen, die Henri jahrelang nicht an die Oberfläche kommen ließ, blubbern nun nach oben, in die Freiheit.“ (Seite 136)

Marguerite ist nach 55 Ehejahren allein zurückgeblieben und erinnert sich an die gemeinsame, von ihrem Mann dominierte Zeit. Sie liebte ihn, da besteht kein Zweifel. Wie sonst hätte sie das humorlose Leben an seiner Seite aushalten können? Jetzt wirkt sie etwas hilflos, was ihren Sohn dazu animiert, die Leitung ihrer Lebensumstände zu übernehmen. Obwohl er gegen die – von ihrem Arzt vorgeschlagene - Kur in den Pyrenäen ist, lässt sie sich nicht davon abhalten.

Auch Marcel ist Witwer. Er kam als Kind aus Algerien nach Frankreich. Auch seine heißgeliebte Frau, die bei einem Badeunfall ums Leben kam, stammt aus seiner ursprünglichen Heimat. Um von seiner Trauer abgelenkt zu werden, schenkt ihm seine Tochter einen Kuraufenthalt in den Pyrenäen. Hin- und hergerissen nähern sich die beiden einander an ...

Der Autorin ist es in meinen Augen gut gelungen, die Befindlichkeiten von älteren Menschen mit all ihren positiven und negativen Erfahrungen zu beleuchten. Sie wechselt in den einzelnen Kapiteln zwischen ihrer und seiner Erinnerung beziehungsweise Sicht aufs Leben ab und malt so ein lebendiges Bild von zwei Individuen, die nicht unterschiedlicher sein können.

Mir hat das Buch gut gefallen. Vielleicht entspricht es nicht unbedingt der Realität. Aber ist es nicht auch ein Anliegen von Büchern, uns in eine Traumwelt zu entführen, um uns Mut für die Zukunft zu geben?