Rezension

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Spanien unter Franco

Langsame Jahre - Fernando Aramburu

Langsame Jahre
von Fernando Aramburu

Bewertet mit 5 Sternen

Separatisten und Stinkesocken

Fernando Aramburus neuester Roman gefällt mir aus mehreren Gründen ausgezeichnet:

1. Er wählt einen außergewöhnlichen Stil, um die schwarze Epoche Spaniens zu beschreiben: Einerseits die biografischen Erinnerungen eines Mannes, der dem Autor von seiner Kindheit in den 60er und 70er Jahre berichtet; andererseits der Autor, der sich dazu Notizen, sog. Notate, macht, wie er diesen Roman angehen will.
2. Bei Aramburu menschelt es: Da gibt es die energische, erzkatholische Tante, die die Familie auf Trab hält, besonders, wenn ihr der Priester verrät was ihre Tochter beichtet. Außerdem
genau diese Tochter, die viel zu früh schwanger wird, heiraten muss, was sicherlich sehr authentisch in die Zeit der 60er und 70er passt, nicht nur in Spanien.
3. Aramburu fängt trotz der Perspektive eines Kindes die politische Situation Spaniens unter der Franco Diktatur sehr anschaulich ein: Die hungernde Landbevölkerung, junge Männer, die im Untergrund ihr Leben riskieren, die katholische Kirche, die dabei ordentlich mitmischt.

Der Roman zeichnet für mich ein realistisches Gesellschaftsbild, das obwohl tragisch, sich eine humoristische Grundhaltung bewahlt.
Unbedingt hörenswert!