Rezension

Spannend!

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen? - A. J. Finn

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
von A. J. Finn

Seit fast einem Jahr spielt sich Anna Fox‘ Leben nur noch in ihren eigenen vier Wänden ab – seit sie an Agoraphobie leidet, kann sie das haus nicht mehr verlassen, weshalb sie ihren Tag damit verbringt, die Nachbarn zu beobachten. Als eines Tages die Russels gegenüber einziehen beobachtet sie den Mord an Jane, der Mutter der kleinen Russel-Familie. Die Polizei glaubt ihr jedoch nicht und auch Alistair Russel, Janes Mann, behauptet steif und fest, Jane gehe es gut. Nur ihr Sohn Ethan lässt von Zeit zu Zeit durchblicken, dass im Hause Russel nicht alles mit rechten Dingen zugeht, weshalb Anna sich daran macht, die Wahrheit herauszufinden – doch diese sieht ganz anders aus, als erwartet...

Optisch erinnert das Buch mit seinem dunklen Umschlag und der roten und weißen Schrift bereits sehr an Gillian Flynns „Gone Girl“ und Paula Hawkins‘ „Girl on the Train“.

Inhaltlich erinnert die Ausgangssituation besonders an letzteres, da wir als Leser auch hier mit einer äußerst unzuverlässigen Erzählerin konfrontiert werden, die aufgrund psychischer Probleme und einem Hang zum Alkoholgenuss nicht genau sagen kann, was sie gesehen hat.

Was nun erstmal etwas zu ähnlich klingt, nimmt jedoch einige wirklich überraschende Wendungen. Zwar glaubt man ziemlich bald, den Fall bereits gelöst zu haben, doch kurz darauf erschüttert eine Enthüllung die Glaubwürdigkeit der Protagonistin erneut so sehr, dass man wieder zu zweifeln beginnt, bevor es am Ende einen völlig unerwarteten Twist gibt.

Der Personenstab der Geschichte beschränkt sich auf einige wenige Charaktere, von denen noch weniger detailliert ausgearbeitet werden – interessanterweise ist dies jedoch gar nicht schlimm, da man so immer auf einem Stand mit der Erzählerin ist, die das Geschehen ja selbst auch bloß betrachtet, ohne allzu aktiv mit den Akteuren ihrer Beobachtungen zu interagieren.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, lediglich die französischen Ausdrücke, die Anna aufgrund des Onlinesprachkurses, den sie belegt hat, häufig einstreut, irritieren manchmal ein bisschen.

Insgesamt wird jedoch eine schöne Spannungsatmosphäre erzeugt, insbesondere durch die vielen Hitchcock-Verweise, an denen Film-Noir-Freunde sicher ihre helle Freude haben werden.

Alles in allem ist „The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?“ ein sehr spannender Domestic-Thriller, der durch seine Erzählweise mit der Wahrnehmung des Lesers spielt und diesen daher mehr als einmal kalt erwischt. Für mich also eine klare Leseempfehlung!