Rezension

Spannend!

Das gefälschte Herz - Maja Ilisch

Das gefälschte Herz
von Maja Ilisch

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was bisher geschah (zu Band 1 der Neraval-Sage, »Das gefälschte Siegel): Vor Generationen hat die Zauberin Ililiané den Erzdämon La-Esh-Amon-Ri in eine Schriftrolle gebannt und gemeinsam mit Damar die Dämonen vertrieben, die das Königreich und die Menschen bedrohten. Die Schriftrolle wurde seitdem von Steinernen Wächtern bewacht, Ililiané zog sich zu den Alfeyn zurück.

Jetzt, in der Erzählzeit des Romans »Das gefälschte Siegel«, wurde das von Ililiané gefertigte Siegel, das die Schriftrolle sicherte, beseitigt und durch ein gefälschtes ersetzt, und Tymur Damarel, Königssohn und Nachfahre Damars, bricht mit Gefährten – zwei Männern und einer Frau – auf, um Ililiané, sofern sie nach solch einer langen Zeit noch lebt, zu suchen, damit sie überprüfen möge, ob der Dämon noch in der Rolle gebannt oder entkommen ist, und ggf. das Siegel erneuere.

Zu Band 2, »Das gefälschte Herz«: In diesem Band gibt es immer wieder Bezüge zum »Gefälschten Siegel«; weil jemand den ersten Band vielleicht noch lesen will, will ich hier nicht allzu viel über den Inhalt von Band 1 verraten. Jedenfalls: Tymur, Lorcan Demirel von den Steinernen Wächtern, der Fälscher Kevron Florel und die jugendliche Magierin Enidin Adramel sind bei den Alfeyn und müssen mit den Folgen von Tymurs Handeln (aus Band 1) zurechtkommen. Es erscheint als recht aussichtslos, das Reich der Alfeyn zu verlassen, da die Portale (Wege des Zugangs zwischen den Welten) von Alfeyn bewacht werden. Aber versuchen müssen sie es.

Tymur manipuliert seine Gefährten, indem er zwischen Zuwendung und beleidigendem Verhalten wechselt, zwischen Reue über sein Verhalten und Attacken; durch unterschiedliche Einzelbeziehungen zu den Gefährten sät er Misstrauen zwischen diesen und verhindert deren Gemeinsamkeit. Was erklärt Tymurs Verhalten (der Titel »Das gefälschte Herz« spielt wohl auf sein Wesen an): Ist er, der Königssohn, – zumindest zeitweise – von dem Erzdämon besessen? Oder ist er einfach ein Arschloch, ein Psychopath? Im Verlauf der Handlung beginnen sich die Gefährten von ihm zu emanzipieren.

Je weiter man liest, umso spannender wird das Buch. Die Spannung kommt direkt aus der Handlung – können die Gefährten in ihre Welt zurückkehren? Was werden die Alfeyn tun, wenn sie entdecken, was Tymur (am Ende von Teil I) getan hat? Zunehmend arbeitet Maja Ilisch aber auch mit Unsicherheit: nicht nur mit der Unsicherheit bezüglich der Ursache von Tymurs Verhalten, sondern auch mit Unsicherheit bezüglich des Geschehens, das als Realität Erzählte gerät ins Schwanken: Manches, was erzählt wurde, scheint plötzlich ganz andere Hintergründe zu haben, als man dachte, und die Identität von Personen wird zunehmend in Zweifel gezogen.

Am Schluss gibt es dann wieder einen Cliffhanger, so dass man den dritten Band wird lesen müssen.