Rezension

Spannend, aber teilweise etwas zäh

Die Toten, die dich suchen - Gisa Klönne

Die Toten, die dich suchen
von Gisa Klönne

Bewertet mit 3.5 Sternen

~~Worum geht's?
Der erste Tag als Leiterin der Vermisstenfahndung beginnt für Judith Krieger alles andere als berauschend. Mitten in einer Halle in Köln wird eine männliche Leiche gefunden. Das Opfer ist ein kolumbianischer Geschäftsmann, der in einem fensterlosen Verließ qualvoll verdurstet ist. Doch warum musste er sterben? Ging es um Geld oder Drogen? Die Spuren des Verbrechens führen nach Kolumbien, wo Judith selbst eine Auszeit verbracht hat. Während der Ermittlungen klopft also auch ihre Vergangenheit wieder an, was nicht immer ganz leicht ist.
Ihre Arbeit als Hauptkommissarin in Köln könnte aber auch besser laufen, denn ihr neues Team lässt noch zu wünschen übrig. Eine Kollegin bricht gleich am ersten Tag am Tatort zusammen und ein anderer Kollege scheint sie gar nicht zu respektieren. Judith Krieger muss sich behaupten.
Die Ermittlungen enthüllen nach und nach einen dramatischen Hintergrund und führen bald auch zu einer zweiten vermissten Person.

Meine Meinung:
Die Toten, die dich suchen ist der sechste Fall für Hauptkommissarin Judith Krieger. Bisher kannte ich die gute Frau noch gar nicht, muss aber sagen, dass mir der Kriminalroman gut gefallen hat. Und auch ohne die Vorgänger gelesen zu haben, bin ich sehr gut durchgekommen. Hier und da gibt es hilfreiche Hinweise.

Judith Krieger hat es schwer mit ihrer neuen Stelle und man leidet teilweise ein wenig mit. Gleich am ersten Tatort wird sie zusammen mit der Leiche in dem fensterlosen Raum eingeschlossen. Versehentlich?! Also wenn das kein guter Start in einen neuen Job ist? ;-)

Schon bald wird klar, mit ihrem neuen Team wird es nicht rosig und vor allem nicht einfach werden, doch Judith hat ihre Art damit umzugehen.

Die Reaktion der Kollegin Dinah, die gleich an Kriegers erstem Tatort Schwäche zeigt, kommt der Hauptkommissarin mehr als komisch vor. Sie vermutet, dass mehr hinter der Sache steckt. Wurden bei der Suche nach dem vermissten Kolumbianer etwa Fehler gemacht? Hätte sein Tod verhindert werden können? Versucht das neue Team genau das zu vertuschen?

Jede Menge Baustellen kommen da auf Judith zu und dann ist da noch ihr Privatleben. In Köln trifft sie nämlich auch wieder auf ihren Ex-Partner Manni. Nach ihrem letzten Treffen, bei dem sich die beiden fast nähergekommen sind, ist der Kontakt so gut wie eingeschlafen. Als sie nun wieder auf der Matte steht, ist Manni alles andere als begeistert und empfängt sie natürlich nicht mit offenen Armen. Sie sei es ja gewesen, die damals auf einmal alle Zelte abbrechen und ihre Auszeit nehmen musste.
Doch nicht nur die Gegenwart ist eine Herausforderung. Auch die Zeit in Kolumbien holt sie immer wieder ein und das kann schmerzhaft werden.

Der Kriminalroman ist immer in relativ kurze Abschnitte unterteilt und man wechselt häufig zwischen den Beteiligten. Das hat mir sehr gefallen. Mal begleitet man einen Kommissar in seinem Privatleben, dann ist man wieder beim Fall an sich. So wurde das ganze lebendiger und bekam ein bisschen mehr Tempo. Insgesamt war mir der Kriminalroman teilweise aber leider doch zu gemütlich und langatmig. Da hätte mir ein bisschen mehr Spannung gut gefallen. Mich hat zum Beispiel gestört, dass Judith immer wieder dieselben Dinge im Kopf durchspielt oder mit anderen bespricht und es dadurch zu häufigen Wiederholungen kommt. Man hatte teilweise das Gefühl einfach nicht voranzukommen. Das macht mich immer schnell ein wenig nervös.
Der Fall an sich ist zwar nicht ohne und reißt einen mit, aber unterwegs ist es manchmal ein wenig zäh. Es geht um mehr als nur Entführung und Mord. Man erfährt einiges über die Machenschaften in Kolumbien. Das Opfer steckte wohl mittendrin in skrupellosen und knallharten Machenschaften. Politik, Drogenkartelle, Korruption...
Das Thema an sich ist spannend und lässt einem schon das ein oder andere Mal einen Schauer über den Rücken laufen. Trotzdem wurde es ständig wieder zu zäh. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.

Ansonsten aber ein sehr schöner Kriminalroman mit einer sympathischen Kommissarin, der ich sehr gern nochmal bei einem Fall über die Schulter schauen möchte!