Rezension

Spannend aber ziemlich weit hergeholt

Das Porzellanmädchen - Max Bentow

Das Porzellanmädchen
von Max Bentow

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Püppchen mit den blauen Augen

„Er würgte sie mit dem Gürtel, und sie spürte, wie sich alles von ihr entfernte. Plötzlich befand sie sich in einem Tunnel aus Licht. Dies also ist mein Tod, dachte sie, und hatte keine Angst mehr. Sie ließ einfach los.“

 

Inhalt

 

Aus dem einst schüchternen Mädchen Luna mit der auffallend blassen Haut, dem zarten Körperbau und dem langen schwarzen Haar, ist eine gefeierte Thrillerautorin geworden, die mit ihren dämonischen Romanen die Leserherzen höherschlagen lässt. Doch für Luna ist ihre schriftstellerische Arbeit in erster Linie eine Möglichkeit sich mit ihrer eigenen, dunklen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Was keiner weiß, ist die Tatsache, dass sie selbst ein Opfer von Misshandlung wurde und seit Jahren versucht ihrem Trauma aus Gewalt und Todesangst zu entkommen, indem sie die Wahrheit aufdeckt und denjenigen findet, der bisher ungestraft davonkam und ihre Gedankenwelt dominiert. Ihre Rache wird der neue Handlungsstrang in einem Manuskript, an dem sie fieberhaft arbeitet. Und sie kehrt dazu direkt an den Ort des Verbrechens zurück, in ein einsames, verlassenes Haus mitten im Wald, idyllisch aber äußerst abgelegen. Doch was sie dort findet ist nicht nur ein echter Schauplatz, sondern auch ein gutes Versteck – fragt sich nur, für wen?

 

Meinung

 

Dieser Thriller aus der Feder des deutschen Erfolgsautors Max Bentow, ist mein erstes Buch von ihm, obwohl ich schon viele begeisterte Leserstimmen wahrgenommen habe. Schon so lange wollte ich deshalb einen seiner Spannungsromane kennenlernen und ich konnte mich durch dieses Buch von seinem schriftstellerischen Können überzeugen. Besonders positiv beurteile ich die gruselig-dunkle Atmosphäre, den gut gewählten Handlungsrahmen und die hohe Spannungskurve. Eigentlich hat „Das Porzellanmädchen“ alles, was ein guter Thriller braucht. Der Autor setzt zielgerichtet seine Instrumente ein und lässt den Leser regelrecht mitfiebern. Zur Abwechslung spielt hier weder die Polizei noch ein Ermittler irgendeine Rolle, vielmehr ist es die Abrechnung zwischen Täter und Opfer, zwischen Rache und Schuld, zwischen Leben und Tod.

 

Lediglich die Personenwahl und die Ausarbeitung der Charaktere fand ich ziemlich misslungen, wobei das für den Handlungsverlauf keine große Rolle spielt. Der typische Effekt, der eintritt ist lediglich ein Kopfschütteln auf Grund der äußerst fragwürdigen, unrealistischen Sicht auf die Dinge. Jugendliche, die plötzlich in ein Verbrechen verwickelt werden, Täter, die sich bis zur Unkenntlichkeit verstellen und Opfer, die nicht als solche auftreten. Insgesamt beurteile ich diesen Punkt eher mit ausreichend als tatsächlich überzeugend, hier fehlt es mir an Substanz, an Biss und stellenweise Identifikationspotential. Aber hier drücke ich ein Auge zu, denn der Nervenkitzel ist hier spürbar und liegt ganz nah unter der Oberfläche.

 

Auf jeden Fall werde ich ein weiteres Buch des Autors lesen, denn ich mag Geschichten, die nicht nur so dahin plätschern, sondern eine klare Linie verfolgen, die mich aufsaugen und an geheimnisvollen Erlebnissen teilhaben lassen und diesen Anspruch erfüllt das Buch voll und ganz.

 

Fazit

 

Ich vergebe 3,5 Lesesterne (aufgerundet 4) für diesen spannenden, leicht gruseligen Psychothriller, der sehr bildlich und ansprechend erzählt wird, so dass ich mir genau überlegen würde, demnächst in ein stilles, einsames Waldhaus mit wenig Beleuchtung zu ziehen.  Kleines Manko: Wer auf glaubwürdige Akteure und eine realistische Sichtweise spekuliert, muss hier leider Abstriche machen.