Rezension

spannend, abwechslungsreich und beängstigend - jedoch auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig

K. I. - Markus Warken

K. I.
von Markus Warken

Bewertet mit 4 Sternen

In Zeiten von immer weiter wachsender Digitalisierung, scheiden sich, mit jeder Entwicklung, die Geister immer mehr.
Die einen empfinden zum Beispiel personalisierte Werbung als praktisch und angenehm, die anderen sind erzürnt über die von ihnen abgegriffenen und weitergegebenen, bzw. weiterverarbeiteten Daten. War der Begriff „der gläserne Mensch“ früher nur eine Angstvorstellung, geschieht die Handhabung der persönlichen Daten heute immer mehr genau nach diesem Prinzip.
In „K.I.“ beschäftigt sich Markus Warren mit ebendiesem Thema und „spinnt“ diesen Gedanken sogar noch eine gehörige Stufe weiter.
Die Geschichte um Jana beginnt harmlos, mit einer unbedacht gewählten Mailadresse und wächst sich in einen rasanten Thriller aus, bei dem um bedeutend mehr geht als nur das nackte Überleben.
Er nutzt hierzu brisante und aktuelle Themen wie künstliche Intelligenzen, Überwachung durch die NSA, Rechtsradikalismus und Terrorismus - gewürzt mit einer gehörigen Portion Paranoia, unerwarteten Wendungen sowie einer sich immer weiter zuziehenden Schlinge ist „K.I.“ alles, aber definitiv nicht langweilig!
Spannung von der ersten bis zur letzten Seite garantiert.

Gewöhnungsbedürftig waren für mich jedoch zwei Dinge.
Zum einen wurde ich leider mit Jana nicht wirklich richtig warm. Zu Beginn empfand ich sie oberflächlich, schnippisch und somit etwas unsympathisch. Im weiteren Verlauf war sie mir zu unentschlossen, sprunghaft und leider auch ein bisschen nervig durch ihre vorschnellen Beschuldigungen und für mich nicht nachvollziehbaren Gedankengänge und Entscheidungen.
Zum anderen bin ich des Öfteren ein bisschen über die Ausdrucksweise und den Stil des Autors gestolpert. Zum Beispiel nennt Jana sich selbst in Selbstgesprächen „Mädchen“ - mag sein, dass es Regionen gibt, in denen es so ist, für mich und meinen "Bruder Innerlich", klingt das einfach nur seltsam und unglaubwürdig.
Auch die Wortwahl an sich lies mich manchmal stocken. Er lässt seine Charaktere zum Beispiel ganz selten einfach nur etwas "sagen". Sie "glucksen", "schnarren", "gurren", "entgegnen schmallippig", "jauchzen" und "beckmessern". Es kann natürlich sein, dass auch das eine regionale Geschichte ist, mir war es stellenweise einfach etwas zu viel, klang zu gewollt und -sorry, das ist jetzt nicht böse gemeint, ich weiß einfach nicht, wie ich es anders ausdrücken soll- manchmal ein bisschen altbacken. Für meinen Geschmack wäre ein bisschen weniger einfach in diesem Fall etwas mehr gewesen ;)

Alles in allem war „tödliche K.I.“ für mich ein absolut spannender, abwechslungsreicher und, auf Grund der akuten Thematik, beängstigender Thriller, der ein beklemmendes und bedrohliches Gefühl hinterlässt. Auf jeden Fall regt er zum Nachdenken an und sensibilisiert vielleicht auch ein bisschen für das Thema.
Ach ja. Man muss meines Ermessens kein Geek oder Nerd sein um die Story zu mögen, aber ein gewisses technisches Verständnis mag vielleicht hilfreich sein.