Rezension

Spannend, anspruchsvoll, aufschlussreich. Lesenswert!

Disparitäten - Slavoj Zizek

Disparitäten
von Slavoj Zizek

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn man eine anspruchsvolle, fordernde, aufschlussreiche Lektüre sucht, die trotzdem unterhaltsam bleibt, ist man hier richtig.

Disparitäten von Slavoj Zizek ist ein solides, anspruchsvolles, spannendes philosophisches Werk, das auf viele aktuellen Themen der Gegenwart eingeht unter anderem: KI (Künstliche Intelligenz) und der Umgang damit, in diesem Zusammenhang die Frage, was es eigentlich bedeutet, ein Mensch zu sein, was ist sein Platz, seine Rolle, die Auswirkungen seines Einflusses auf die Natur und damit einhergehend die Frage der zukünftigen Rolle des Menschen und noch vieles, vieles mehr.

Zum Autor laut Umschlagtext: „Slavoj Zizek (geb. 1949) gehört zu den bekanntesten Philosophen und Kulturkritikern der Gegenwart. Er ist International Director am Birkbeck Institute for Humanities der University of London und Professor für Philosophie an der Universität seiner slowenischen Heimatstadt Ljubljana.“

Das Buch, rund 450 Seiten in eher kleiner Schrift, ist gut und leserfreundlich gegliedert. Es gibt drei Teile: „Disparität der Wahrheit“, „Disparität der Schönheit“, „Disparität des Guten“, die je aus drei größeren Kapitel bestehen. Diese sind weiter in kleinere Unterkapitel gesplittet, sodass man, je nach zur Verfügung stehenden Lesezeit, auch bei nur paar Seiten bleiben kann und trotzdem ein in sich abgeschlossenes Segment gelesen haben, oder, was viel öfter passiert, man liest einfach weiter, denn wenn man sich erst eingelesen hat, ist es schwer, sich da loszureißen.

Es ist spannend, den Gedanken des Autors zu folgen. Eine Überraschung hier und da ist gewiss. Auch eine Reihe von Zitaten kann man aus der Lektüre mitnehmen wie: „Die größte Macht unseres Geistes liegt nicht darin, mehr zu sehen, sondern auf richtige Weise weniger.“ S. 60. Ein Schlusswort mit dem Ausblick und dem vorletzten Satz: „Wir müssen der Vorstellung, dass sich mit extremen Erfahrungen etwas Emanzipatorisches verbindet, dass sie uns die Augen für die letzte Wahrheit einer Situation öffnen, eine Absage erteilen.“ S. 459, rundet das Ganze ab.

Es ist auch nicht (immer) einfach, Zizek zu lesen, u.a. dank der Sprunghaftigkeit seiner Gedankenführung. Scheinbar rein assoziativ, bloß der eigenen, nur ihm verständlichen Logik folgend, springt er von einem Punkt zum anderen, kommt dann aber doch zum eigentlichen Thema zurück und entwickelt seine Argumentation weiter. Im Endeffekt aber sind seine Ausführungen in sich stimmig und aufschlussreich. Man erfährt nicht nur allerhand Neues. Das bereits Bekannte erscheint in einem neuen Licht, von einer ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet.

Das Buch ist hochwertig, passend zum Inhalt gestaltet: Festeinband in Schwarz, das Umschlagblatt fest und glatt. Die Seiten sind aus gutem weißen Papier. Das Buch liegt gut in der Hand. Obwohl es knapp achthundert Gramm wiegt, ist es auch für stundenlanges Lesen kein Hindernis. Wichtig, wenn man gewohnt ist, das Buch während der Lektüre vor Augen zu halten.

Fazit: Wenn man eine anspruchsvolle, fordernde, aufschlussreiche Lektüre sucht, die trotzdem unterhaltsam bleibt, ist man hier richtig. Für Philosophiestudenten sowie für die Fans des Autors ist dieses Buch ein Muss. Man kann sich mit seinen Ausführungen, seinem Standpunkt insg. einverstanden erklären oder auch nicht, aber kennenlernens-/ lesenswert, da eine wahre Bereicherung, sind sie auf jeden Fall.