Rezension

Spannend bis zur letzten Seite

Blauer Tod - Ute Bareiss

Blauer Tod
von Ute Bareiss

Bewertet mit 5 Sternen

"...Westen und Osten ziehen im Geheimen die Fäden und profitieren mit Rüstungsexporten und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ganz nebenbei gewaltig von diesen Kriegen...“

 

Dr. Alexander Martin ist Meeresbiologe. Doch jetzt hat er eine schwere Entscheidung zu treffen. Sein Freund Jaidee wurde angeschossen und liegt im Koma. Er muss ihn gehen lassen.

Beruflich zeichnen sich für ihn zwei Wege ab. Einerseits soll er die weltweite Leitung über ein Team übernehmen, dass seine Methode des Korallenwachstum vervollkommnet und überwacht. Andererseits erhält er von Karl Holden einen Anruf, der ihn gern in seiner Arbeitsgruppe hätte. Im Mittelmeer wurden tote Delfine gefunden. Die Wunden könnten von Sprengstoff stammen.

Nachdem Alex sich für immer von Jaidee verabschiedet hat, entschließt er sich, Karls Angebot anzunehmen. Er ahnt nicht, dass es erneut um Leben und Tod geht und ein Katze-und-Maus-Spiel beginnt.

Es handelt sich um den dritten Thriller mit Alexander Martin. Erneut hat die Autorin ein brisanten politisches Thema aufgegriffen und in einer fesselnden Handlung verdichtet. Die Nähe zur Realität sorgt für das nötige Prickeln.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Im Prinzip laufen zwei Handlungsstränge nebeneinander. Zum einen begleite ich als Leser Alex bei seinem Auftrag, zum anderen werde ich mit den Gedanken von Mustafa bin Ibrahim vertraut gemacht. Er hat durch sein Charisma eine große Schar Menschen in seinen Bann gezogen und verspricht eine bessere Welt. Nicht zuletzt aber zieht im Hintergrund der CIA die Fäden, lässt Mustafa überwachen und Alex und die Crew fast ins offene Messer rennen, denn dass die toten Delfine nur ein Nebenschauplatz sind, können sie nicht ahnen. Selbst Karl, sein Vorgesetzter, wird n einigen Stellen kalt überrascht.

Neben der rasanten Thrillerhandlung versteht es die Autorin auch, gefühlvolle Szenen sprachlich ausgereift wiederzugeben. Ich denke dabei insbesondere an das Gespräch zwischen Alex und seinen Mentor über Jaidee.

 

„...Die Erinnerung kann dir keiner nehmen. In deinem Herzen wird er weiterexistieren, auch wenn du ihn jetzt gehen lässt...Niemand wird verschwinden, denn er lebt in unseren Andenken weiter...“

 

Gekonnt werden ebenfalls unser Umgang mit der Umwelt und die Beziehungen der Länder untereinander thematisiert. Zu den stilistischen Höhepunkte gehört das Verhör von Mustafa vor den Agenten der CIA. Lange kann er geschickt seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Dabei legt er die Finger in die Wunden unserer Zeit, wie das Eingangszitat beweist. Allerdings gilt auch für ihn: Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Das aber diejenigen, die die Mittel erst entwickelt haben, dann auch diejenigen sein werden, die das Urteil sprechen, ist im gewissen Sinne schon makaber.

Alex` Blick in die Ozeane sollte uns zu denken geben:

 

„...Die Ozeane waren die Lunge der Welt. Wenn dieses Ökosystem zusammenbrach,würde die gesamte Umwelt, und damit die Menschheit, irreparable Schäden davontragen...“

 

Im Laufe der fesselnden Handlungen werden mehrmals Informationen über das Leben der Delfine integriert. Außerdem erfahre ich als Leser, wie man sich als Tourist in den Anrainerstaaten des Suezkanals zu verhalten hat und auf welche historische Wurzeln mancher Ort zurückblickt. Mit passenden Metaphern wird die Schönheit der Unterwasserwelt wiedergegeben.

Gut gefallen hat mir, dass die Protagonisten Menschen mit Stärken und Schwächen, aber auch Zweifeln sind. Schon im Trainingslager fragt sich Alex, ob er die rechte Entscheidung für sein Leben getroffen hat. Diese harte Zeit wird ihm später helfen, selbstbewusst über sein Leben zu bestimmen und das zu tun, was er für richtig hält und nicht, was andere ihm vorschreiben wollen.

Der hohe Spannungsbogen ergibt sich dadurch, das die Crew schnell begreift, dass ein Verräter in ihren Reihen sein muss. Doch wer es ist, bleibt lange im Dunkeln.

Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Er verknüpft aktuelle Probleme mit dem Schicksal seiner Protagonisten.