Rezension

Spannend bis zur letzten Seite - Absolut empfehlenswert - 5 * * * * * & gerne noch 1 * mehr

PHOENIX - Unsere Rache wird euch treffen - Matthias Jösch

PHOENIX - Unsere Rache wird euch treffen
von Matthias Jösch

Wie Phönix aus der Asche taucht die visionäre Mission Joseph Goebbels siebzig Jahre später wieder auf. Der einstige Propagandaminister hatte die Operation Phönix in den letzten Tagen des Nationalsozialistischen Regimes in die Wege geleitet.

 

Diese „Erben“ haben die Planungen Joseph Goebbels für den "erneuten" (Versuch des) "Endsiegs" am Leben gehalten haben. Diese indoktrinierte Herrschaftselite ist sich ihrer Aufgaben, ihrer entscheidenden Positionen wohl bewusst.

Lange haben die Akteure der Operation Phoenix nur im Hintergrund agiert, intrigiert, manipuliert, ihre Fäden gezogen, bis eine Kiste wiederauftaucht. Der Kopf der Mission – Leser kennen ihn als „H“  - gibt den „Startschuss“.

 

„H“ informiert telefonisch den Sammler mit zitternder Stimme: „Sie ist aufgetaucht! Seine Kiste. Die Schellackplatte. Es ist die erste Spur seit fünfzig Jahren … Das Zeichen der Nibelunc!“ Nun treten die Mächtigen und ihre Helfershelfer verdeckt und sehr gut organisiert und vorbereitet in Aktion.

Wenige Tage später wird im Haus des neuen BND-Mitarbeiters Adrian von Zollern eingebrochen. Adrian von Zollern kann den Einbrecher überraschen. Mit leeren Händen flieht der Einbrecher aus der Wohnung des ehemaligen Mathematik-Dozenten.

Auch der Israelische Geheimdienst Mossad wird durch die Nennung des Wortes NIBELUNC während des abgehörten Internet-Telefonats auf den Plan gerufen. Die Mossad-Agentin Shari – aus der Abteilung anti-jüdische Umtriebe in der ganzen Welt– erkennt bei dem Wort NIBELUNC ein „Schlüsselwort“, welches bereits der britische Geheimdienst bei einem Funkspruch 1945 aufgefangen hatte. Umgehend reist Shari nach Berlin.

Nun beginnt ein taktisch kalkuliertes, gewissenloses, emotionsloses und gewaltvolles Streben nach absoluter diktatorischer Macht durch eine skrupellose Militärgesellschaft. Für die Mossad-Agentin Shari, BND-Agent Adrian von Zollern und seine Freunde Sebastian Krix und Violetta Krix beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Erst nach und nach erkennen sie die Hintergründe, Stationen und genauen Ziele der Operation Phönix. Und bemerken erst spät, welche einflussreichen Personen hier in aller Stille agieren…

Meinung:

Oft musste ich das Lesen unterbrechen. Die Denkweisen, Gedanken und Handlungen dieser politischen indoktrinierten Protagonisten haben bei mir viele Fragen nach dem Warum aufgeworfen. Das Gelesene hat mich oft fassungslos und mit einem Gefühl des Unverständnisses zurückgelassen. Dieses Buch ließ während und auch nach dem Lesen meine Gedanken kreisen, meinen "Geist" auf Wanderschaft gehen.

Der realistische Hintergrund dieser Geschichte ist das belegte Wissen, dass einige „Verbrecher“ des Nazi-Regimes unerkannt oder unbehelligt in Deutschland, der DDR, sogar im Ausland bis zu ihrem Tod gelebt haben. Beängstigend die Vorstellung, diese Mission oder ähnliches indoktrinierte Streben nach Macht könnte – vielleicht nur andeutungsweise - Realität werden. Diese Männer und auch Frauen hätten im Hintergrund das Widerauferstehen der Diktatur nach Hitlers Vorbild vorangetrieben.

Einiges Neues über die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland habe ich bereits auf den ersten Seiten dieses Buches gelernt. Ich muss dazu sagen, seit 20 Jahren beschäftige ich mich interessenshalber mit dieser zeitlichen Periode.

Zusammenfassend kann ich schreiben: Viele geschichtliche Hintergründe ergänzen und vertiefen als ein roter Faden konsequent und gut recherchiert die Handlung dieses Buches. Einiges kann man als moralischer, freiheitlich-denkender und empathischer Mensch nicht verstehen, nachvollziehen. Wird man auch nie können! Will man es überhaupt?

Einen Blick in die Vergangenheit – in die Zeit zwischen 1940-1945 – gewährt der Autor Matthias Jösch durch die Aufzeichnungen des Kunstwissenschaftlers „S“. Mit einem fiktiven Fund eines jahrhundertelang verschollenen sagenumwobenen Schatzes. Mit den „Insignien der Macht“ beginnen die niedergeschriebenen Aufzeichnungen des „S“.

Kapitelweise macht der Autor durch die Aufzeichnungen des „S“ einen Sprung in die Vergangenheit. Die Übergänge sind durch Kapitelüberschriften und kursiv abgedrucktem Kapiteltext gut gekennzeichnet. Der Lesefluss – durchgängig gut und flüssig - wird nicht beeinträchtigt. Der Leser kann in diesem spannenden und fesselnden Thriller problemlos in der Zeit springen.

 

Erschrocken ist der Leser nur aufgrund der sachlich-emotionslosen menschenverachtenden Worte des „S“. Diese Aufzeichnungen haben mich persönlich oft innehalten lassen, nachdenklich und traurig gestimmt.

Genauso findet ein Wechsel des Handlungsortes in der Gegenwart immer im Kapitelwechsel statt. Groß-geschriebene Kapitelüberschriften kennzeichnen auch hier den neuen Handlungsort des rasanten Thrillers. Innehalten, gedanklich Abschweifen lässt den Leser wiederum nur der inhaltliche Fortgang der vom Autor erzählten und beschriebenen Handlung.

Die Hauptprotagonisten Adrian, Violetta und Sebastian sind keine charakterlich geradlinigen Typen. Mit neuen überraschenden Wendungen in der Geschichte können diese authentischen Protagonisten gut umgehen. Denn sie sind bereits ein eingespieltes Team. Bereits in Jöschs Thriller „Mammon“ sind Sebastian, Violetta und Adrian gemeinsam in Aktion getreten. So erfährt es der Leser. Ich von meiner Seite kann sagen, ich konnte, obwohl ich das Erstlingswerk dieser Reihe nicht kenne, problemlos der Handlung von „Phoenix“ folgen.

Die Handlung von „Phoenix – Unsere Rache wird euch treffen“ lebt meiner Meinung nach von den Persönlichkeiten der Hauptprotagonisten, deren Wissen und Recherchearbeiten. Die Lösung dieses lange mysteriösen „Falls“, der mit dem Einbruch in Adrians Wohnung seinen Anfang nimmt, lässt die Drei nicht ruhen. Denn sie sind schnell mittendrin, und Aufgeben ist nicht möglich.

 

Auch die Mossad-Agentin Shari ist als vierte Hauptprotagonistin durch ihren beruflichen Hintergrund ein aktiver Teil der Geschichte. Sharis Figur bietet dem Leser auch einen Blick in die Arbeitsweisen, Zuständigkeiten und Handlungsmöglichkeiten eines außereuropäischen Geheimdienstes. Ich denke mal, dass der Autor eigenes Recherchematerial seiner erzählerischen Darstellung des Mossad zugrunde gelegt hat.

Der „Phönix“ - ein taktisch-kalkuliertes Symbol der Macht - ist eine von langer Hand zielorientiert durchstrukturierte Waffe in den Händen einer skrupellosen Militärgesellschaft, die mit seiner Hilfe die Herrschaft über die Welt als große Diktatur anstrebt.

 
Fazit:

Ich habe 550 spannende, fesselnde, erschaudernde, fassungslose Buchseiten gelesen. Ich bin dem Wahnsinn dieser Geschichte gebannt, fragend und nachdenklich gefolgt. Es gibt hier kein schwarz oder weiß. Und ich bleibe am Ende nachhaltig von dieser Geschichte in meinem Denken beeinflusst zurück. Ich kann nur sagen, ich würde gerne mehr als fünf Punkte für diesen Thriller geben. Er ist absolut zu empfehlen.