Rezension

Spannend, dramatisch, großartig

Der Gefangene des Himmels - Carlos Ruiz Zafón

Der Gefangene des Himmels
von Carlos Ruiz Zafón

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist 1957, kurz vor Weihnachten, als ein mysteriöser Mann die Buchhandlung Sempere & Söhne betritt, eine teure Ausgabe des „Grafen von Monte Christo“ kauft und diese mit einer Widmung für Fermín zurücklässt. Als Daniel ihn kurz darauf auf diesen Mann anspricht, verschließt sich Fermín, bis er jedoch nicht mehr anders kann, als die Wahrheit zu erzählen, davon, welch schreckliche Dinge er erlebt hat und noch viel mehr. Und wieder einmal wird das Leben aller völlig auf den Kopf gestellt.

Schon lange wollte ich diese großartige Reihe über verschiedene, miteinander verschlungene Ereignisse und Schicksale im Barcelona des zwanzigsten Jahrhunderts weiterlesen, hatte aber immer ein bisschen Respekt davor. Nun war es jedoch endlich und ganz spontan Zeit für Band drei, den ich tatsächlich an nur einem Tag beendet habe.

Carlos Ruiz Zafón hat einen sehr feurigen Schreibstil mit lockerem Wortwitz, oft ausgelöst durch humorvolle, manchmal auch skurrile Vergleiche und Metaphern. Wenn er seine Charaktere philosophieren lässt, ist dies nicht langweilig, sondern extrem unterhaltsam und ich konnte einfach nicht genug davon bekommen. Er schreibt aber auch wahnsinnig spannend und mitreißend und man merkt, dass er Sprache einfach einzusetzen weiß.

Und auch die Geschichte war wieder großartig. Wer die Reihe kennt weiß, dass sie nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt wird, sondern die Handlungen der jeweiligen Bände miteinander verbunden sind. In diesem hier geht es nun wieder mehr um Daniel von der Buchhandlung Sempere & Söhne, dem Protagonisten aus Band eins, aber vor allem um Fermín und dessen Vergangenheit. Allerdings kommen auch wieder Charaktere aus den anderen Bänden vor und auch deren Geschichten, die auf geniale Weise mit dieser hier verknüpft sind. Dabei ist dieses Buch wieder von der ersten bis zur letzten Seite ausgesprochen spannend, dramatisch und auch emotional. Denn es gibt einmal mehr eine Menge Freundschaft, Familie und Liebe, aber ebenso Geheimnisse, Verrat und Mord. Das einzige, was dieses Mal nicht so sehr zum tragen kam, war der mystische Faktor, aber er hat mir auch nicht so sehr gefehlt und ich bin mir sicher, dass dieser im vierten Band wieder mehr zum Vorschein kommen wird.

Die Charaktere sind in diesem Buch ebenfalls wieder super gut geschrieben, wirken sehr realistisch und sind greifbar. Daniel ist hier zu einem jungen Mann herangereift, der Verantwortung übernehmen muss, aber auch mit einer dramatischen Wahrheit konfrontiert wird, der es sich zu stellen gilt. Mein Liebling ist allerdings Fermín, dessen Freund, der mit einer witzigen Wortgewandtheit zu bestechen weiß und den man einfach in sein Herz schließen muss. 

Alles in allem ist Carlos Ruiz Zafón auch mit diesem Buch ein super packender und mitreißender Roman gelungen, der die Schicksale verschiedener Menschen eindrucksvoll miteinander verbindet und ein Netz spinnt, welches den Leser in seinen Bann zieht. Eine absolute Leseempfehlung!