Rezension

Spannend, emotional und atmosphärisch

Lautlose Nacht
von Rosamund Lupton

Bewertet mit 4 Sternen

Lautlose Nacht” von Rosamund Lupton ist ein in sich abgeschlossener Roman und umfasst in der Printversion 384 Seiten. Die Geschichte ist in 21 nummerierte Kapitel unterteilt und wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Zum einen aus der Position eines Erzählers und zum anderen aus Rubys Sicht, die ihre Gefühle und Eindrücke in der Ich-Form wiedergibt. Der Perspektivwechsel findet allerdings innerhalb der Kapitel statt, sodass es für mich anfangs etwas irritierend und gewöhnungsbedürftig war. Doch im Laufe der Geschichte hatte ich mich damit angefreundet und stellte fest, dass der Roman dadurch erst lebendig wird und seine persönliche Note bekommt.

Der Kern der Handlung ist die Suche nach dem verschwundenen Dokumentarfilmer Matt. Seine Frau Yasmin und seine gehörlose Tochter Ruby sind sich sicher, dass er noch lebt und sich irgendwo in der eisigkalten Wildnis von Alaska befindet. Da Captain Grayling davon ausgeht, dass Matt tot ist, bekommen die beiden von der hiesigen Polizei keine Unterstützung und begeben sich auf eigene Faust auf eine lebensgefährliche Reise. Beide müssen sich währenddessen mit gewaltigen Herausforderungen und ihrer Beziehung zueinander auseinandersetzen.

Dieser Roman handelt von Hoffnung, Verzweiflung, Angst, Mut und Liebe. Sozusagen ein Potpourri der Emotionen, dem man sich nicht entziehen kann. Während des Lesens hatte ich das Gefühl, dass ich in dem Fahrerhaus des Trucks sitze und diese Reise selbst erlebe. Durch die bildgewaltige Sprache wurde ich regelrecht in das eisigkalte, düstere Alaska versetzt. Eine Welt der Stille, die zugleich wunderschön und grausam ist. Ich spürte förmlich die Wärme der Truckheizung, hörte das brummende Geräusch des Motors und sah das funkelnde Sternenlicht auf dem Schnee glitzern. Das war wirklich ein Kopfkino deluxe.

Doch nicht nur die Atmosphäre ist beeindruckend, auch das Verwirrspiel ist der Autorin sehr gut gelungen. Von Anfang an ist man in diesem Sog und man fragt sich: Ist Matt wirklich tot? Was ist am Polarkreis vorgefallen? Werden Yasmin und Ruby tatsächlich verfolgt oder ist das alles nur Einbildung? Und wenn nicht, wer ist hinter ihnen her? Ich hatte Fragen über Fragen und stellte die verrücktesten Theorien auf. Und trotz meiner überaus lebhaften Fantasie lag ich trotzdem noch daneben. Denn die Autorin hat es immer wieder geschafft, mich mit unvorhersehbaren Elementen zu überraschen.

Die Aufklärung des Geschehens, kurz vor dem Ende, war für meinen Geschmack allerdings etwas zu langatmig und reduzierte den kontinuierlichen Spannungsbogen ein wenig. Doch das dramatische Finale hat es dann wieder wettgemacht. Auch wenn es ehrlich gesagt ein wenig unbefriedigend war.

Fazit: Um es mit den Worten von Ruby zu sagen: Dieser Roman war superb! Es war spannend, emotional und atmosphärisch. Diesen Roman sollte man sich nicht entgehen lassen, da er für einige aufregende Lesestunden und für ein Kopfkino deluxe sorgen wird.