Rezension

Spannend, emotionsgeladen und nervenaufreibend

Elias & Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht - Sabaa Tahir

Elias & Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht
von Sabaa Tahir

Der zweite Band rund um die Geschichte von Elias und Laia knüpft direkt dort an, wo Band 1 endete: die Flucht vor den Martialen. Man wird sofort in die Geschichte gezogen und würde das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen. Ab der ersten Seite geht es nervenaufreibend los und diese Spannung bleibt der Geschichte auch während der ganzen 512 Seiten erhalten und steigert sich besonders zum Ende hin nochmal zu einem Höhepunkt. Durch zahlreiche Wendungen und unerwartete Plottwists bleibt die Geschichte unvorhersehbar, dramatisch und ergreifend. Doch der Preis dafür ist hoch. Die Autorin schreckt nicht davor zurück, ihre Figuren bluten oder gar sterben zu lassen und treibt sie wieder und wieder an ihre Grenzen.

Schon in Die Herrschaft der Masken hat mich die Welt, in der die Geschichte sich abspielt ,unglaublich fasziniert. Regiert von Terror und Gewalt ist sie einerseits erschreckend und erscheint unglaublich trostlos, andererseits zwingt sie ihre Bewohner auch jeden Tag dazu, sich weiterzuentwickeln, sich dem Schrecken zu stellen und an ihm zu wachsen. Diese Gewaltherrschaft zeigt sowohl das Schlechte wie auch das Gute, das in den Menschen existiert, denn wo es Gewalt und Unterdrückung gibt, gibt es auch Mitgefühl, Freundschaft und die Bereitschaft, zu kämpfen und die Schwächeren zu verteidigen. Dieser im Buch gezeigte Kontrast regt zum Nachdenken an, denn oft verwischen auch in dieser Geschichte die Grenzen zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch. Viel wichtiger ist es hier, die Beweggründe zu hinterfragen.

Auch die Charaktere wachsen an den vor ihnen liegenden Aufgaben, Herausforderungen und Problemen und bekommen so sogar noch mehr Tiefe als schon in Band 1. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Elias, Laia und Helena erzählt und gibt somit einen guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der drei Protagonisten. Obwohl sie aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kommen oder für etwas anderes kämpfen, sind ihre Schicksale doch miteinander verknüpft. Jeder dieser drei Charaktere hat mit einem inneren Konflikt zu kämpfen, dem er sich stellen muss. Helena steht beispielsweise zwischen ihrer Familie und ihrer Pflicht als neuer Blutgreif und ihren Gefühlen für Elias. Während der Geschichte muss sie immer wieder Entscheidungen treffen, die sie dazu zwingen, sich für eine Seite zu entscheiden und der anderen den Rücken zu kehren. Schon in Band 1 fand ich sie unglaublich stark, doch hier wird ihre Stärke und Loyalität noch einmal auf eine neue Probe gestellt. Als Blutgreif unter dem neuen Imperator Marcus liegt viel Verantwortung auf ihren Schultern und sie muss stets wachsam sein, um nicht geradewegs in eine Falle zu laufen.
Elias und Laia sind gemeinsam unterwegs und kommen sich bei ihrer Flucht näher. Trotzdem bleibt die Romantik größtenteils Nebensache und lässt Platz für die eigentliche Handlung. Elias und Laia kämpfen nun für das gleiche Ziel, nämlich die Befreiung von Darin - Laias Bruder - aus dem Gefängnis Kauf. Während ihrer Reise müssen sie sich einigen Problemen stellen und auch sie tragen beide noch den Kampf mit ihrem Gewissen aus. Beide haben schon Fehler gemacht, die sie bereuen und am liebsten rückgängig machen würden, doch trotzdem können sie sich keine Verschnaufspause erlauben und müssen ständig an ihre Grenzen gehen. Zusammen bringen sie jedoch das beste des jeweils anderen zum Vorschein. Diese emotionsgeladene Atmosphäre geht auch am Leser nicht spurlos vorbei.

Die Magie, die auch im Ansatz schon in Band 1 thematisiert wurde, verwebt sich hier immer mehr mit der Handlung und beeinflusst nun auch zunehmend die Figuren. Obwohl nun immer klarer wird, in welche Richtung sich die Geschichte noch entwickeln wird, bleibt trotzdem der Eindruck, als wäre alles möglich.
Zum Ende hin bleiben zudem einige Fragen offen, die mich freudig Band 3 entgegenfiebern lassen. Ich bin gespannt, welche Steine die Autorin ihren Figuren noch so in den Weg wirft.