Rezension

Spannend, geheimnisvoll und düster - Willkommen in der Welt der Alchemie und ihrer Verschlüsselungen

Der Blackthorn-Code - Das Vermächtnis des Alchemisten
von Kevin Sands

London 1665: Kopfsteinpflaster, verwinkelte Gassen, steinerne Mausoleen, imposante Kathedralen, staubige Regale gefüllt mit unterschiedlichsten Materialien und eine düstere, geheimnisvolle, aber auch grausige Atmosphäre, die über der Stadt liegt. Sand hat ein alchemistisches mittelalterliches Flair geschaffen, welches die damalige Zeit eindrucksvoll veranschaulicht. Der 14-jährige Protagonist Christopher Rowe ist der Lehrling des Apothekenmeisters und Alchemisten Benedict Blackthorn. Schlimme Geschehnisse trüben jedoch den Alltag. Zahlreiche, auch befreundete, Apotheker kommen ums Leben. Niemand weiß, wer der Mörder ist, noch wer das nächste Opfer sein wird. Als sein Lehrmeister zum weiteren Ziel des Kultes wird, liegt alles an Christopher. Der Meister hinterlässt ihm einen Code, den er mit seinem besten Freund Tom zu lösen versucht. Sie entdecken ein - nicht umsonst verborgenes - gefährliches Geheimnis, welches die Welt verändern kann.

Die Charaktere sind alle sehr überzeugend und sympathisch. Angefangen bei Christopher, der sehr selbstbewusst und wissbegierig ist. Viele Entscheidungen, die Christopher im Verlaufe der Geschichte trifft, sind realistisch und logisch. Dennoch ist auch er nicht ohne Fehler, sodass er nicht den allwissenden Helden aus gängigen Jugendromanen verkörpert. Christopher ist manchmal zu vertrauensselig, insbesondere gegenüber den falschen Personen. Er muss seinen Weg in dieser dunklen und gewaltsamen Welt der Erwachsenen erst noch machen. Doch er wächst mit den Aufgaben und an den erlebten Rückschlägen. Die Freundschaft zu Tom beschreibt Sands sehr transparent, sodass diese zwischen den Seiten spürbar ist. Sie erscheinen eher wie zwei unzertrennliche Brüder, die zusammen so manch geistreiche und auch unterhaltsame Einfälle haben. Ein weiterer loyaler Freund steht Christopher mit Bridget beiseite - eine liebenswerte Taube, die für mich absolut kein Nebencharakter ist und ein wenig an Hedwig erinnert. Benedict ist entgegen all der harten Lehrmeister dieser Zeit ein gnädiger und freundlicher Mann, der nur einmal handgreiflich wird, weil er Christopher beschützen will. Er ermutigt ihm durch Verschlüsslungen und Codes seinen Verstand zu schärfen.

Es sei angemerkt, dass es in der Geschichte kaum weibliche Figuren gibt. Möglich, dass dies jüngere Mädchen stören könnte, die doch auch gerne eine Heldin sehen würden. Die Geschichte ist aber so spannend, dass auch Mädchen begeistert sein werden. Hinzu kommt, dass einige Codes abgebildet werden, die man spaßeshalber entschlüsseln kann. Diese kleinen Rätsel bieten neben dem eigentlichen Lesen einen wirklichen Spaßfaktor, wenn man sich an diesen versuchen möchte. Ein reiner Jungen-Roman liegt hier also nicht vor, denn die Geschichte fesselt vom ersten Moment an. Sie scheint durch Sands Schreibstil förmlich zu leben, er macht von einer wunderbaren Bildsprache Gebrauch, welche den Leser mitten ins Geschehen reißt.

Fazit: Obwohl der Blackthorn Code auf die jüngere Zielgruppe gerichtet ist, hatte ich sehr viel Freude die abwechslungsreiche, explosive und spannende Geschichte zu verfolgen, die zurecht als der neue Da-Vinci-Code für junge Leser betitelt wird. Ein toller Auftakt zu einer neuen Reihe, die sehr zu empfehlen ist!