Rezension

Spannend gemacht, aber anders als erwartet

Die Agentin -

Die Agentin
von Yiftach Reicher Atir

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s?

Nach der Beerdigung ihres Vaters verschwindet die ehemalige Mossadagentin Rachel spurlos. Eine codierte Nachricht auf dem Anrufbeantworter ihres damaligen Verbindungsführer ist ihr letztes Lebenszeichen, denn auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem Ende ihrer Geheimdienstkarriere hat sie kaum eine ihrer Fähigkeiten eingebüßt. Im Geheimdienst ist die Aufregung groß, denn auch eine verschwundene Agentin im Ruhestand stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Und so beginnt Rachels ehemaliger Vorgesetzter eine Spurensuche in ihrer gemeinsamen Vergangenheit, um eine Katastrophe zu verhindern.

 

Meine Meinung

Agententhriller finde ich grundsätzlich sehr spannend, auch wenn ich dieses Buch ehrlich gesagt eher weniger als Thriller, sondern eher als Roman mit psychologisch sehr interessanten Betrachtungen betiteln würde.

Der Einstieg hat mich zunächst ein wenig verwirrt und ich habe mich im Setting nicht so wirklich zurechtgefunden. Das lag meiner Einschätzung nach insbesondere daran, dass die Geschichte fast vollständig aus Rückblenden besteht und nur hin und wieder zur Gegenwart springt. Die Handlung an sich war durchaus spannend und interessant geschildert, diese Erzählform der Rückblenden hat bei mir aber auch dafür gesorgt, dass ich als Leser sehr lange keine Ahnung davon hatte, worauf dieses Buch eigentlich hinaus wollte.

Bis zum Schluss ist mir Protagonistin Rachel daher beispielsweise eher fremd geblieben. Obwohl man theoretisch viel über sie liest, konnte ich im Endeffekt kaum etwas über sie sagen und musste mir eine ganze Menge an Deutungsmöglichkeiten zwischen den Zeilen heraus lesen. Inwiefern der Film zum Buch das anders bearbeitet, kann ich leider nicht sagen – den habe ich nämlich noch nicht gesehen. Ein direkter Vergleich ist an dieser Stelle aber sicherlich auch sehr interessant und eröffnet eventuell noch mal einen ganz anderen Blick auf diese Geschichte.

Insgesamt war dieses Buch für mich zu gleichen Teilen spannend wie verwirrend. Vor dem Lesen hatte ich mit einer deutlich anders verlaufenden Geschichte gerechnet, im Endeffekt hat mich die tatsächliche Umsetzung aber nicht wirklich enttäuscht. Wer nach einem Buch à la James Bond sucht, für den wird das hier eher weniger das richtige sein. Der mentale Druck und die Einsamkeit, mit der Agenten auf langen Auslandseinsätzen konfrontiert werden wurde hier aber wirklich gut dargestellt und hat für eine ganz eigene Art der Spannung gesorgt, die eben nicht auf rasanten Handlungsabläufen beruht.

 

Fazit

Die Agentin ist ein interessant aufbereiteter Roman, der mich in seiner Umsetzung teils wirklich überrascht hat. Wer mit klischeehaften Actionszenen, gewaltigen Explosionen oder schweren Geschützen rechnet, wird hier eher enttäuscht werden. Die subtile Spannung und die Ungewissheit, in der sich der Leser lange Zeit befindet machen das Lesen aber trotzdem zu einer interessanten Angelegenheit.

Von mir gibt es dafür vier Bücherstapel.