Rezension

Spannend geschrieben wie ein Roman

Apollo 13 - Jeffrey Kluger

Apollo 13
von Jeffrey Kluger

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Buch liest sich wie ein spannender Roman, obwohl es sich ja um ein Sachbuch handelt. Ein Sachbuch mit jeder Menge technischen Informationen, die lesergerecht erklärt wurden. Und da ich das meiste verstanden habe, ist das offensichtlich auch gelungen. Verknüpft mit einer menschlichen Ebene, mit Emotionen und Gefühlen der unmittelbar Beteiligten und sogar einer Prise Humor, ergibt sich ein ganz wunderbares Buch über eine außergewöhnliche Reise zum Mond.

Den Großteil der Zeit begleiten wir die drei Astronauten von Apollo 13 oder die unzähligen NASA-Mitarbeiter im Kontrollzentrum von Houston vom 13.04. bis zum 17.04.1970, 
Hier dienten sicher die Protokolle des Funkverkehrs als Gedächtnisstütze und Grundgerüst für die Autoren, denn der wurde im Grunde komplett übernommen. Doch wurde er angereichert mit persönlichen Zusatzinfos und Erklärungen, womit sich eine runde Erzählung ergibt, die informativ und spannend ist. Es war beeindruckend zu lesen, wie sowohl die Männer im All als auch die am Boden die ganze Zeit über einen wirklich kühlen Kopf bewahrt haben und nie in Panik ausbrachen, obwohl die Ausgangslage nach der Explosion des Sauerstofftanks ja wirklich ausweglos schien. Aber wie ich es schon bei der fiktiven Geschichte vom "Martian" als auch in einer Neil-Armstrong-Biografie gelesen habe, sind NASA-Männer wohl besonders gut darin, Dinge voll analytisch anzugehen und ein Problem nach dem anderen abzuarbeiten ohne auszuflippen. Geholfen hat beim "kühlen Kopf bewahren" wahrscheinlich auch, dass alle Astronauten der damaligen Zeit ehemalige Testpiloten waren. Diese Kerle waren es gewohnt, Unbekanntes auszuprobieren, schnell Lösungen für unvorhergesehene Probleme zu finden und vor allem waren sie darauf eingestellt, dass jeder Flug auch der letzte sein könnte. 
Wenn man es ganz genau nimmt war das dann ja auch der Fall, denn keiner der drei Männer flog jemals wieder ins All. Vielleicht hätte der eine oder andere gern noch mal zum Mond gewollt, aber es gab auch eine ganze Reihe von anderen Astronauten, die für die kommenden Missionen bereits einplant waren und zudem wurde das Apollo-Programm schon bald drastisch gekürzt und fand 1972 mit Apollo 17 seinen Abschluss. Schon bei Apollo 13, der dritten geplanten Mondlandung nur ein dreiviertel Jahr nach Armstrong & Co., war das Interesse der Öffentlichkeit rapide gesunken. Weder der Start noch die TV-Übertragung der 3 Astronauten, die sie kurz vor der Explosion machen, wurden live im Fernsehen übertragen sondern nur kurz in den Nachrichten erwähnt. Der Reiz des Neuen war dahin. Mich hat dieses Desinteresse sehr überrascht!

Über all das kann man in diesem Buch lesen. Hinzu kommen immer mal wieder kurze Abstecher zur Frau von Kommandant Jim Lovell während der Zeit des Hoffens & Bangens. Ebenfalls beschrieben wird aber auch der Werdegang von Lovell, von seiner kindlichen Begeisterung für Raketen über seine Ausbildung zum Testpiloten bis hin zum Einstieg bei der NASA. Auch seinem ersten Flug zum Mond an Weihnachten 1968 werden ein paar Seiten gewidmet, genauso wie dem ersten großen NASA-Unglück 1967 mit Apollo 1.
All diese Einzelheiten ergeben ein sehr ausgewogenes Ganzes, das mit einem Epilog wunderbar abgerundet wird. Hier wird aufgearbeitet, welche einzelnen Fehler und Schäden an der Apollo 13 bei den vielen vielen Tests zuvor entweder nicht aufgefallen sind oder, für sich genommen, als unwichtig erachtet worden sind. In ihrer Gesamtheit dann aber doch zu einer Katastrophe führten.

Das einzige, was mir gefehlt hat, waren ein paar Bilder. So musste ich ständig googeln: über Apollo 1 und Apollo 8, wie die drei Astronauten aussahen, welche Bilder vom Mond sie geschossen haben, wie das Leck am Versorgungstank aussah, wie groß so eine Rakete ist und wie klein dem gegenüber die Aquarius und Odyssey denn etwa waren (leider findet man nur Bilder von außen und ich kann mir immer noch schlecht vorstellen, wie beengt es dort war). Aber zur Visualisierung habe ich mir heute dann eine Spiegel TV Doku angeschaut, und den Kinofilm mit Tom Hanks werde ich in den nächsten Tagen ebenfalls noch einmal genießen.