Rezension

Spannend ja, aber mir fehlt das gewisse Etwas

Sophies Tagebuch - Nicolas Remin

Sophies Tagebuch
von Nicolas Remin

Bewertet mit 3 Sternen

Während des Unterrichts erfährt die Französisch-Lehrerein Erika zur Linde Ende der 80er Jahre vom plötzlichen Tod ihres Vaters Ulrich. Der Mann, der ihr immer irgendwie fern geblieben ist, hat sich an seinem Schreibtisch erschossen. Ob der Brief aus Amerika etwas damit zu tun hat, den er ein paar Tage zuvor erhalten hat? 

Als Erika die Unterlagen ihres Vaters sortiert, findet sie ein Tagebuch ihrer Mutter Sophie. Hier hat die Mutter alles aufgeschrieben, was ihr zu Zeiten des Nationalsozialismus wichtig schien - was ihr  persönlich wichtig schien. Während der Ehemann in den Krieg musste, hat sie deren Freund Felix Auerbach, einem Juden, verbotenerweise Obdach gegeben. Ständige Bombenabwürfe haben Sophie und Felix sich näher kommen lassen, doch kann sie Felix wirklich retten? 

Während sich Erika zur Linde durch das Tagebuch ihrer Mutter arbeitet, beginnen in Ostberlin die Unruhen. Berlin steht kurz vor dem Mauerfall. Und dann kündet sich Paul Singer aus Amerika an, der Mann, dem Ulrich zur Linde kurz vor seinem Tod geschrieben hat.

"Sophies Tagebuch" - ein sehr spannendes Buch, obwohl es in der Mitte auch einige mit Sicherheit vermeidbare Längen gegeben hat. Leider konnte ich mir die einzelnen Figuren nicht wirklich vorstellen, eine Tatsache, die mich persönlich stört. Die Figuren blieben blass, trotz der außergewöhnlichen Rollen, die sie gespielt haben. 

Gut kommt heraus, wie sich Sophie zum Beispiel eher gedankenlos der Partei anschließt, weil sie ihrem Job als Journalistin nachgehen möchte. Und warum ist Felix Auerbach nicht ausgereist? Möglichkeiten dazu hatte er genug. Mir erscheint es etwas zu naiv, das wirklich nur der Liebe wegen getan zu haben. Auch er muss sich der tatsächlichen Gefahren bewusst gewesen sein. 

Gefragt habe ich  mich auch, warum der zweite Erzählstrang ausgerechnet ins Berlin zu Zeiten des Mauerfalls gelegt wurde? Der Mauerfall, die ganzen politischen Umwälzungen in Ostberlin, in der DDR, bleiben zweitrangig, werden nur eher nebenbei erwähnt. 

"Sophies Tagebuch" - eine sicherlich spannende Geschichte; mir persönlich fehlt  jedoch das gewisse Etwas.