Rezension

Spannend, kurzweilig und schockierend

Die Hungrigen und die Satten - Timur Vermes

Die Hungrigen und die Satten
von Timur Vermes

Bewertet mit 4 Sternen

Nadeche Hackenbusch, ein dümmliches TV-Sternchen aus Deutschland mit einer erfolgreichen Reality-Fernsehshow, besucht das größte Flüchtlingslager in Afrika. Was als Sonderausgabe ihrer TV-Show geplant und eigentlich nur einmalig gedacht war, entwickelt sich zu einem Selbstläufer: Nadeche entdeckt ihr Mitgefühl für die Flüchtlinge und möchte ihnen zu einem besseren Leben in Deutschland verhelfen. Aber nicht nur einer handvoll Leuten, sondern 150.000. Zusammen mit Lionel, einem Flüchtling, der die Anführerrolle übernimmt und in den sie sich publikumswirksam verliebt, macht sie sich zu Fuß auf den Weg nach Deutschland. Immer mit dabei die TV-Kameras, die jeden Schritt des Flüchtlingsstroms begleiten. Diese tägliche TV-Show wird zum Publikumsmagneten, der TV-Sender verdient bestens an verkauften Werbeminuten. Während man Nadeche und Lionel auf ihrer Reise durch verschiedene Länder begleitet und erfährt wie perfekt der Flüchtlingszug organisiert wird (Ernährung, Wassertanks, sogar an Toiletten wird gedacht), steht man auf der anderen Seite in Deutschland vor dem Problem, wie man reagieren soll, sollte der Flüchtlingsstrom entgegen aller Erwartungen tatsächlich in Deutschland eintreffen. Die geschilderten (politischen) Entwicklungen in Deutschland fand ich einerseits sehr erschreckend, andererseits aber auch sehr realistisch, was den erschreckenden Eindruck natürlich noch einmal verstärkt...

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Art von Timur Vermes selbst solche brisanten Thematiken gespickt mit einer passenden Menge schwarzem Humor zu versehen, spricht mich sehr an. Das erste Drittel fand ich zunächst etwas zäh, da die Geschichte des Flüchtlingsstroms erst im zweiten Drittel startet. Das hätte man also etwas schneller voranschreiten lassen können. Dafür überschlagen sich dann aber die Ereignisse und im letzten Drittel geht es dann wirklich Schlag auf Schlag und das Ende ist dann eine komplette Überraschung, das ich in dieser Form nicht vorhergesehen habe. Den Einfluss und die Funktion von Trash-TV fand ich ebenfalls sehr treffend dargestellt. Die Zeitungsartikel zwischendurch finde ich sehr gut. Die lockern das ganze Szenario etwas auf und beschreiben sehr gut wie die Außendarstellung von solchen Fernsehsendungen funktioniert. Insgesamt für mich also ein sehr kurzweiliges, interessantes und teilweise sogar amüsantes Buch, das mich am Ende doch sehr nachdenklich zurück gelassen hat.