Rezension

Spannend, magisch, unerwartet!

Venturia (Band 1): Juwelen und Verfall - Regina Meißner

Venturia (Band 1): Juwelen und Verfall
von Regina Meißner

Meinung:

 

Als allererstes lässt sich sagen: Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was mich in dieser Geschichte erwartet. Natürlich hatte ich, wie eigentlich immer, mir einer kleinen Liebesgeschichte gerechnet und wie der Klappentext schon sagt mit Bällen, Prunk und diversen Hochzeitskandidaten. Aber darüber hinaus hatte ich wirklich nicht den geringsten Plan wohin mich die Reise führt.

Und das war ein ganz, ganz großer Pluspunkt.

 

Man begleitet als Leser Prinzessin Tiana aus Bel Aniz.

Tiana war mir direkt von Anfang an sympathisch, kann sie sich doch mit ihrer Rolle als Prinzessin nicht wirklich abfinden. Sie verteufelt in Gedanken ihre Etikettelehrer, hasst die allgegenwärtige Ahnenkunde und überhaupt: 

Heiraten will sie schon mal gar nicht.

Doch ihren Eltern zuliebe und weil sie es nicht anders kennt, folgt sie den Regeln, Schritt für Schritt, Fuß vor Fuß. Es ist teilweise recht amüsant ihr dabei zuzusehen und vor allem ihren Gedanken zu folgen.

Aus unerfindlichen Gründen fühlt sie sich dem Wald verbunden, liebt gute Geschichten und ist generell weltoffener als der Rest des Palastes.

 

Die bereits erwähnte Abenteuerlust, dieser Wunsch nach Freiheit, der in ihr brodelt, verklingt jäh, als ihr offenbart wird, dass es noch weit mehr hinter den Palastmauern gibt, als man ihr bisher vorgestellt hat.

 

Die Autorin schreibt großartig. Da gibt es gar nicht viel zu zu sagen.

Handlungen, Gespräche und andere Dinge lässt sie in genau dem richtigen Tempo ablaufen, mit kleinen, unterbewussten Worten und Beschreibungen lässt sie erstaunlich viele Bilder im Kopf entstehen, man fühlt mit der Protagonistin und kann sich super in sie hineinversetzen. 

Was das angeht ist Venturia fast formvollendet.

Ich habe das Lesen regelrecht genossen und wollte eigentlich gar nicht mehr aufhören. Die Autorin schafft es mit ihrem Schreibstil eine packende, fesselnde Welt zu erschaffen, bei der man einfach mitfühlen, mitfiebern und miträtseln muss, was denn da jetzt als nächstes kommt.

 

Und hier spreche ich aus Erfahrung, denn Frau Meißner ist eine der wenigen Autoren, bei denen ich nicht weiß: 

Wird das jetzt ein Happy End oder tritt sie mein Herz wieder mit Füßen? 

Lässt sie mich vor Freude jauchzen oder vor Wut und Wehmut platzen?

Oder kombiniert sie beides?

 

Dadurch, dass man als Leser Tiana so nah steht, erlebt man natürlich auch haargenau, was sie durchmacht. Ihre Verzweiflung, ihre Verwirrung, ihre Angst, ihre Neugier, ihren Mut, ihre Wut, ihren Widerstand.

Man will mit ihr aus dem goldenen Käfig Bel Aniz ausbrechen und die grünen, saftigen, dunklen Wälder erkunden.

Will mit ihr das Rätsel um Venturien und die verbotene Magie lösen.

Will lachen, weinen und kämpfen.

 

„Wut floss durch meine Adern, versetzte mich in einen Ausnahmezustand, in dem ich keine Kontrolle mehr über mich besaß. 

Die Tränen auf meinen Wangen waren längst versiegt, vertrieben von dem Zorn, der mich überwältigte.“

(Pos. 4052 von 4094)

 

Die Atmosphäre schwankt dauerhaft von gereizt zu angespannt zu mysteriös.

Zu Beginn, als der erste Ball abgehalten wurde, war ich noch ganz angetan von dem Reichtum, dem Prinzessinnendasein und den Privilegien. 

Ich fand Tianas Leben süß und lebenswert. 

Auch, wenn ich ihre Probleme verstand.

 

Dann kam der große Knall und spannungsmäßig ging es von einem aufregenden Moment zum Nächsten. Von Entführung, zu Flucht, zu Orientierungslosigkeit über Erinnerungen und Magie - Venturia bietet Abwechslung ohne Ende - verbunden mit einem Gefühl von Heimat.

Irgendwie war alles an seinem Platz, ohne, dass ich es vorher wusste.

 

Fazit:

 

Venturia ist magisch. Anders kann ich es gar nicht sagen.

Eine magische Geschichte voller Höhen und Tiefen, gespickt mit authentischen Charakteren und einer wahnsinnig gelungenen Atmosphäre, die wie eine Decke über all dem liegt. Begleitet Tiana durch einige Tage ihres Lebens und seht mit an, wie ihre Welt zusammenbricht und aus den tausend Scherben etwas Neues entsteht.

 

Dies‘ ist keine typische glitzer-glamour Ballgeschichte, die Liebe nimmt hier kaum Platz ein - hinter Venturia steckt mehr. 

Mehr Tiefe, mehr Gefangennehmen, mehr Mitreißen als ich erwartet hätte. 

Es ist der Beginn einer Rebellion.

 

Bewertung:

 

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (5/5)