Rezension

Spannend mit authentische Figuren - lesenswert

Identität unbekannt - Anna Martens

Identität unbekannt
von Anna Martens

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Krimi, der brisante Themen behandelt und dies ohne Blut und Gemetzel. Absolut lesenswert - gerne mehr davon.

Claudia Brandes ist Kriminalreporterin in München.
Steffen Drews ist Kriminalbeamter bei der Polizei und ruft sie zu einem neuen Fall.
An einem Weiher außerhalb der Stadt wird die Leiche eines Kindes gefunden. Doch niemand scheint sie zu vermissen oder zu kennen. Ihre Identität bleibt unbekannt.
Claudia geht der Fall sehr nahe und sie versucht verbissen endlich die Identität des jungen Mädchens klären zu können. Während die Polizei nur vagen Vermutungen nachjagen kann, glaubt Claudia plötzlich einer heißen Spur auf den Fersen zu sein.
Doch mit ihrer Hartnäckigkeit bringt sie Geschichten ans Licht, die lieber verborgen geblieben wären...

Anna Martens hat mit "Identität unbekannt" einen soliden und spannenden Krimi geschrieben.
Inhaltlich möchte ich gar nicht weiter auf die Geschichte eingehen, denn Claudia Brandes' Ermittlungsarbeiten sind so dicht und gehen in vielseitige Richtungen, dass ich euch im Vorfeld nicht schon den Spaß verderben möchte.
Das Schicksal des jungen getöteten Mädchens nimmt Claudia sehr mit und sie beginnt schnell auf eigene Faust zu ermitteln. Mir gefiel es sehr, dass hier mal nicht die Polizei als Ermittlungsinstanz im Vordergrund stand, sondern eine junge Journalistin die eine eigene düstere Vergangenheit mit sich herumschleppt.
Mit Claudia als Charakter erlebt man ein Wechselbad der Gefühle. War sie mir zu Beginn noch sehr sympathisch, so flaut dieses Gefühl in der Mitte der Geschichte kurzzeitig ab. Doch als man dann ab einem gewissen Punkt ihre Beweggründe auch nachvollziehen kann, wird sie auch als Figur wieder interessant. Das hat mir gut gefallen. Denn der Charakter viel nie aus seiner Rolle, was sie für mich sehr authentisch gemacht hat. Ebenso die anderen Figuren.
Der Polizist Steffen Drews, den man wohl liebt oder hasst - er hat eine ganz besondere Art auf Menschen und vor allem Frauen zuzugehen. Mir persönlich ging seine Art ziemlich auf die Nerven, aber nicht im negativen Sinne. Denn es passte auch hier einfach sehr gut in die Geschichte und zum Charakter.
Eine weitere Person, die wir als Leser kennenlernen ist Henrik. Wer genau er ist und was ihn so besonders macht, das müsst ihr selbst lesen. Aber ich mochte Henrik sehr! Und hätte über ihn gern noch mehr erfahren!
Im Allgemeinen sind die Figuren in der Geschichte alle wunderbar ausgearbeitet und jeder hat seine Ticks, Macken und seine Einzigartigkeit. Nichts wirkt gleich, jede Figur ist individuell gestaltet und das war ein Punkt der mich wirklich von der Geschichte überzeugt hat.

Inhaltlich kann ich sagen, dass die Geschichte wirklich spannend erzählt ist. Man fiebert mit Claudia mit und hofft, dass die Identität des Mädchens endlich geklärt wird. Auch die persönlichen Handlungsstränge rund um Claudia: Was ist in ihrer Vergangenheit geschehen? Warum handelt sie so, wie sie handelt? Das war sehr schön in die Geschichte eingewoben und man wollte einfach wissen, was da nun im Argen liegt.
Allerdings kam mir dann die "Auflösung" von Claudias privater Vergangenheit etwas zu kurz, es wurden Aspekte angeschnitten, die dann aber nicht weiter ausgeführt wurden. Das fand ich etwas schade, aber ich hoffe da einfach mal auf eine Fortsetzung, in der wir dann mehr über Claudia erfahren dürfen ;-)
Im Allgemeinen wurden in der Geschichte immer mal wieder Fäden aufgenommen, die dann aber abrupt wieder fallen gelassen wurden. Das hat der Geschichte an sich nicht geschadet, aber es war schade um die anderen Handlungsstränge. Denn so gingen sie verloren und hätten durchaus das Potential gehabt noch weiter ausgebaut zu werden.

Alles in allem kann ich aber sagen, dass mich dieses Buch wirklich gut unterhalten hat und ich spannende Lesestunden damit verbringen durfte. Anna Martens spricht in ihrem Buch Themen an die politisch aktuell sind und auch Themen die von der Politik und auch von der Gesellschaft noch immer totgeschwiegen werden. Ich fand es spannend zu lesen, wie die Protagonisten damit umgehen und fand die Lösung wirklich mehr als gelungen.
Hier wird fiktional mal wieder auf ein wichtiges Thema aufmerksam gemacht und das alles ohne Blut und Gemetzel! Eine Herangehensweise die ich nur zu gerne unterstütze. Also gerne mehr davon, Frau Martens! :-)
Mir sind die Figuren wirklich - vor allem wegen ihrer unterschiedlichen Facetten - sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe einfach das Anna Martens uns noch weitere Geschichten mit ihnen liefern wird. Darüber würde ich mich freuen! :-)

Eine kleine Anmerkung zum Schluss: Das Buch ist als Thriller deklariert. Mir persönlich fehlte dafür zu sehr der "Thrill" und die andauernde Spannung. Für mich persönlich war es eher ein Krimi, wenn auch nicht im klassischen Sinne der Definition. Aber das ist nun wirklich ein Punkt, den man niemandem ankreiden kann :-)