Rezension

Spannend, mit interessanter Hauptfigur

Das versunkene Dorf -

Das versunkene Dorf
von Olivier Norek

Bewertet mit 5 Sternen

Als Polizist hat man einen äußerst gefährlichen Job, das muss leider auch Noemie Chastain erleben, als ein Einsatz gründlich schief läuft. Sie bleibt zwar im Dienst, wird aber in die tiefste französische Provinz abgeschoben. Die Polizeistation in ihrer neuen Heimat auf Zeit soll eigentlich geschlossen werden, viel zu selten passiert hier etwas und dann entdeckt ein Angler ein mysteriöses Fass im Stausee über einem, vor Jahren gefluteten, Dorf.

Um die Energieversorgung sicherzustellen wird oft sehr umfangreich in die Umwelt eingegriffen. Beim Tagebau verschwinden so ganze Ortschaften und auch beim Errichten von Staudämmen kommt es vor, das Orte geflutet werden und andernorts neu entstehen. Ein solches Szenario macht sich der Autor in seinem Krimi zu Nutzen und verknüpft es sehr geschickt mit einer Cold Case Ermittlung rund um die Entführung mehrerer Kinder.

Die Geschichte ist von der ersten Seite an spannend erzählt. Im Prolog legt der Autor ein unglaubliches Tempo vor und zieht den Leser in die Ereignisse hinein, die wie im Film vor dem inneren Auge ablaufen. Obwohl es dann im weiteren Verlauf ruhiger wird, ganz der idyllischen Atmosphäre der Provinz angepasst, bleibt die Grundstimmung immer etwas bedrohlich und geheimnisvoll. 

Der Autor versammelt in seinem Buch einige interessante Figuren, allein Kommissarin Chastain ist so vielschichtig, durch ihre Erlebnisse traumatisiert, zerrissen, aber auch sensibel und zerbrechlich. Ihre Figur polarisiert, innerhalb und außerhalb des Buches. Ihr zur Seite gestellt ist der unglaublich witzige Psychologe Melchior, der ein tolles Gegengewicht bildet. Dazu die Bewohner des Dorfes Avalon, im Fokus natürlich die Eltern der verschwundenen Kinder, die so unterschiedlich mit dem Verlust umgehen. 

Das Buch ist recht klassisch aufgebaut, das Szenario um einen traumatisierten Ermittler aus der Großstadt, der in die Provinz versetzt wird und dort Staub aufwirbelt nicht unbedingt neu, aber der Autor hat bei der Interpretation alles richtig gemacht und schafft es seine Leser von der ersten Seite an zu packen. Das Setting, die Figuren, die Geschichte sind stimmig, bei einem Teil der Auflösung hat der Autor dann allerdings die ein, oder andere Schleife eingebaut, die ich persönlich jetzt nicht unbedingt gebraucht hätte. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch in einem Rutsch gelesen und könnte mir den Stoff auch gut als Verfilmung vorstellen. Bin gespannt, ob es mehr von Noemie Chastain geben wird.