Rezension

Spannend mit viel Lokalkolorit

Mörderisches Paradies - Sabine Strick

Mörderisches Paradies
von Sabine Strick

Bewertet mit 4 Sternen

„...Indien ist wie Kokain: stimulierend in kleiner Dosis, aber Gift bei längerem Gebrauch...“

 

Dominique Demesy liegt nach einer schweren Verwundung im Krankenhaus. Im Koma wandern seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Er hat als Detektiv für eine englische Agentur in Indien gearbeitet. Seine Erinnerungen beginnen 1991. Das war das Jahr, in dem seine Ex-Frau ihn gebeten hat, die 19jährige Tochter Jennifer bei sich aufzunehmen. Er war zwar alles andere als begeistert, stimmt aber letztendlich zu.

Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Dominique arbeitet in seinem Beruf effektiv. Privat allerdings scheut er jede feste Bindung. Sein Verschleiß an Frauen ist enorm hoch. Außerdem belastet es ihn, dass er erst spät erfahren hat, dass er von seinen Eltern adoptiert wurde und irische Wurzeln hat.

Jennifer ist auch kein Kind von Traurigkeit. Es braucht Zeit, bis Vater und Tochter eine Bindung zueinander aufgebaut haben. Außerdem muss sie lernen, dass die Arbeit ihres Vaters kein Sonntagsspaziergang ist, sondern hochgefährlich werden kann.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Es gibt ab und an humorvolle Szenen. So erklärt Dominique seiner Tochter kurz nach der Ankunft:

 

„..Arbeit. Das ist die Einrichtung, womit sich jeder erwachsene Mensch, der halbwegs auf Draht ist, seinen Lebensunterhalt verdient...“

 

Damit macht er ihre Hoffnung, dass der Aufenthalt zum Urlaub wird, zunichte.

Eher sachlich werde ich mit den verschiedenen Sehenswürdigkeiten in Indien vertraut gemacht. Gleichzeitig erfahre ich eine Menge über Land und Leute. Deutlich werden die Schattenseiten des Kastensystems. Es wird nicht nur die Lage der Frau kritisch hinterfragt.

 

„...Ja, was die Justiz betrifft, befindet sich Indien noch im Mittelalter. Hier ist der Schlagstock das Symbol der Rechtsprechung...“

 

Ich darf Dominique bei unterschiedlichen Fällen quer durch Indien begleiten. Hier unterstreicht der Schriftstil rasante und fesselnde Handlungsabschnitte. Zur Abwechslung führt ihn ein privater Fall mit der Eisenbahn durch Russland bis in den fernen Osten und in die Tiefen der Taiga.

Die Autorin versteht es, den Spannungsbogen stetig zu steigern und erst im letzten Moment eine manchmal ungewöhnliche Rettung zu präsentieren.

Nach jeden Fall gibt es eine kurze Episode im Krankenhaus. Die lässt bei mir allerdings meist mehr Fragen als Antworten zurück.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Cliffhanger aber ist heftig.