Rezension

spannend, mitreißend, mit einer Portion Witz

Rubinrot. Liebe geht durch alle Zeiten 01 - Kerstin Gier

Rubinrot. Liebe geht durch alle Zeiten 01
von Kerstin Gier

Bewertet mit 5 Sternen

Durch die Zeit reisen zu können, klingt im ersten Moment unglaublich cool. Andere Kulturen kennen lernen, andere Epochen entdecken und dabei auf Urahnen treffen, bei denen man sonst niemals die Chance gehabt hätte, sie kennen zu lernen. Doch so spannend und abenteuerlich, wie es zunächst klingt, ist es nicht wirklich. Das Gen bedeutet für die Träger große Entbehrungen, Einschränkungen und auch gewisse Gefahren.

 

Gwendolyn wächst in einer Familie auf, in der das Springen durch die Zeit nicht ungewöhnlich ist. Immer wieder gab es Vorfahren, die es konnten und allen ist klar: es wird wieder passieren. Die Auserwählte wurde schon ihre gesamte Kindheit darauf vorbereitet und in allen möglichen Dingen geschult, die sie für den Sprung durch die Zeit wissen muss. Gwendolyn darf ziemlich normal aufwachsen und bekommt nur durch das Wohnen unter dem gleichen Dach mit dem Rest der Familie mit, wie präsent das Thema ständig ist. Doch dann kommt alles anders, als gedacht, denn die eigentliche „Auserwählte“, ist nicht die, die tatsächlich durch die Zeit springen kann. Plötzlich steckt Gwendolyn selbst mitten drin und muss sich zurecht finden in einer Welt, auf die sie in keinster Weise vorbereitet ist. Alle sind überrascht, geschockt und teilweise sogar enttäuscht, doch keiner kommt auf die Idee, das Versäumnis nachzuholen und die nötigen Informationen raus zu rücken. Nur spärlich wird Gwendolyn aufgeklärt und muss sich aus den Häppchen, die ihr präsentiert werden, nach und nach selbst ein Bild machen – gar nicht so einfach.

 

Gwendolyn ist eine sympathische, aufgeweckte Protagonistin, die es mit ihrer Familie nicht so ganz leicht hat. sie sagt gern mal was sie denkt, was ich sehr erfrischend finde – ihr Gegenüber nicht unbedingt. Trotzdem weiß sie, wann es ganz dringend erforderlich ist, sich rauszuhalten und den Mund zu halten, zumindest meistens. Sie ist sehr aufgewühlt und zweifelt an manchen Dingen, was aufgrund der plötzlich Kopf stehenden Situation auch kein großes Wunder ist.

Durch die Ich-Perspektive, aus der die Geschichte geschrieben ist, begleitet man die junge Protagonistin hautnah bei ihren anstehenden Abenteuern und erlebt ihre Gedanken und Gefühle intensiv mit. Das macht es noch leichter, sich in die einzufühlen und zu verstehen, welcher Emotionssturm in ihr tobt.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig, ich bin förmlich durch das Buch gerauscht. Die anschaulichen Beschreibungen lassen die Geschichte lebendig werden. Besonders spannend sind alle Szenen rund um das Springen in die anderen Zeiten und auch die Gegebenheiten, die damit im Zusammenhang stehen. Immer wieder gibt es auch Passagen zum Schmunzeln und Lachen, die die Gesamtsituation etwas auflockern und die Protagonistin auch mal aus ihrer Nachdenklichkeit reißen.

Nach und nach lernt man auch die Personen in ihrer Umgebung immer besser kennen und nicht alle sind da wirklich vertrauenserweckend, gerade weil sie Gwendolyn so viele Sachen vorenthalten.

Die roten Einschübe aus den Schriften der Wächter und der Ahnen der Zeitenspringer sind ein optisches Highlight,  fügen sich schön in die Handlung ein, geben noch mal einen anderen Blick auf die Geschehnisse und zeigen auch die eine oder andere Verbindung noch mal auf.

Im Verlauf des Buches taucht man immer intensiver in die Geschichte der Gen-Träger ein und bekommt auch erste Eindrücke von den Dingen, die in der Vergangenheit passiert sind, die in der Zukunft noch anstehen könnten. Die ganz großen Geheimnisse werden im ersten Band aber noch nicht gelüftet. Im Prolog deutet sich ein großes Geheimnis bereits an, das im Prolog bestätigt wird. Das schon so froh zu wissen, hat aber nichts von der Spannung genommen. Außerdem weiß auch die Protagonistin noch nichts davon und ich bin gespannt, wie sie reagiert, wenn sie es rausfinden wird.

 

Das Buch ist auch für jüngere Leser geeignet. Die Altersangabe mit 12 Jahren finde ich auf jeden Fall passend. Die Formulierungen sind gut verständlich und selbst wenn man etwas aus dem Zeitsprung-Bereich nicht versteht, dann geht es dem Leser da genauso, wie der Protagonistin, die auch nicht komplett hinter die komplexen Zusammenhänge steigt. Das wird also eher für weitere Sympathien sorge, würde ich vermuten.

 

Ein toller Auftakt, der unglaublich neugierig auf die Fortsetzung macht. Die unfreiwillige Zusammenarbeit von Gideon und Gwendolyn wird vermutlich noch für einige Reibereien und interessante Momente sorgen. Vor allem bin ich auch gespannt, welche Intrigen und Geheimnisse noch rauskommen werden.