Rezension

Spannend, spannender, Fitzek

Der Insasse - Sebastian Fitzek

Der Insasse
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Till Berkhoff ist verzweifelt, denn es ist bereits ein Jahr her, dass sein gerade einmal sechs Jahre alter Sohn Max verschwand. Lediglich sein Lego wurde im Schnee gefunden, doch von Max blieb keine Spur. Nun sitzt seit einer Weile der als unzurechnungsfähig verurteilte Kindermörder Guido Tramnitz in der Steinklinik, im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie. Als in den Medien bekannt wird, dass er eine lebensrettende OP hinter sich hat, kommt Till die Idee, wie er es schaffen könnte, herauszufinden, ob Tramnitz auch Max getötet hat und wo dieser nun ist. Till will Gewissheit und ihm bleibt nur eine Möglichkeit, er muss selbst zum Insassen werden.
Meine Meinung
Seit ich vor einer gefühlten Ewigkeit Die Therapie von Sebastian Fitzek gelesen habe, bin ich ein Fan seiner oftmals Verwirrung stiftenden Psychothriller. Gespannt habe ich auf dieses neue Buch gewartet und, wie immer, war es an nur einem Tag gelesen.
Allein dieses Cover ist ein absolutes Highlight, es sieht nicht nur aus, wie die berühmte Zelle in einer Psychiatrie, es fühlt sich auch so an und mit dem farbigen Buchschnitt der Limited Edition ist es einfach ein Highlight.
Der Psychothriller beginnt gleich sehr spannend und mit einem regelrechten Schock. Danach wird es zwar vom gefühlten Tempo ruhiger, doch stiftet der Autor hier schon die ersten Momente der Verwirrung beim Leser. Dabei schreibt er, wie gewohnt, sehr direkt und geradlinig, teilweise sehr hart und grob, aber absolut passend zu den Situationen.
Die Spannung erhält er nicht nur mit den kurzen, ständig mit Cliffhangern versehenden Kapiteln aufrecht, sondern auch mit den vielen unterschiedlichen Perspektiven. Durch den gesamten Thriller behält er eine angenehme Grundspannung, doch auf den letzten hundert Seiten gibt er noch einmal richtig Gas. Ich wollte hier einfach nur noch von meiner eigenen Verwirrung erlöst werden und war nur gespannt, wie er das nun wieder auflösen wollte. Was mich hier wieder beeindruckt, sind die vielen Momente, die er scheinbar völlig belanglos in die Geschichte einfließen lässt, beim Leser aber für einen Wtf-Moment sorgen.
Das Thema des Psychothrillers ist jetzt nicht so ungewöhnlich, doch eigentlich immer ein Garant für einen hohen Adrenalinspiegel. Gerade als Mutter mit Kindern in dem Alter, in dem die hier entführten Kinder sind, überkam mich eine Gänsehaut nach der nächsten. Man hat hier einfach bei bestimmten Szenen nur noch im Kopf, dass man den Täter umbringen könnte, wenn er dies mit den eigenen Kindern täte und somit ist man völlig auf der Seite des Protagonisten Till. Aus dessen Sicht verfolgt man auch weite Teile des Psychothrillers und baut so nach und nach immer mehr Verständnis auf. Ich habe absolut mit ihm mitgefiebert.
Wie bereits erwähnt, wechselt Fitzek hier oftmals die Perspektive und baut dadurch neue Handlungsstränge auf. Mal erfährt man etwas über den Protagonisten, mal etwas über den Mann, dessen Identität Till für seinen Aufenthalt in der Klinik annimmt. Aber auch diverse weitere Perspektiven, aber auch kurze Rückblicke, sorgen für Verwirrung, die man unbedingt aufgelöst haben will.
Die Charaktere sind noch in einem berschaubaren Rahmen, bleiben auch meist nur im Hintergrund. Lediglich die Protagonisten Till Berkhoff und auch der Täter Guido Tramnitz bekommen eine deutliche Zeichnung. Schon zu Beginn des Buches lernt man Till und dessen explosive Persönlichkeit kennen, aber auch die Skrupellosigkeit des Tramnitz. Doch in beiden steckt sehr viel mehr, als man noch zu Beginn glauben mag. Aber lasst euch hier einfach überraschen.
Mein Fazit
Ein Fitzek, wie ich ihn mag, temporeich, spannend, schockierend, verwirrend und im nachhinein doch wieder logisch und verblüffend. Mich konnte der Autor wieder absolut mit seinem neuen Buch fesseln und brachte mir, zumindest für einen Tag, sehr spannende Lesestunden. Für mich war “Der Insasse” wieder ein Highlight.