Rezension

Spannend, tolle Schauplätze, teilweise aber ein bisschen verwirrend!

Der Leuchtturmwärter - Camilla Läckberg

Der Leuchtturmwärter
von Camilla Läckberg

Zum Inhalt:
Mats Sverin ist tot. Mats, der nette Mann von nebenan, Mats der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Keiner kann sich erklären wieso ausgerechnet er Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Als Annie, seine große Jugendliebe, von seinem Tod erfährt ist sie erschüttert. Ist sie selbst doch erst vor kurzer Zeit in ihren Heimatort zurückgekehrt, auf der Flucht vor Gewalt. Die Polizei beginnt zu ermitteln und stößt überall nur auf Sackgassen. Jede noch so hoffnungsvolle Spur löst sich am Ende ins Nichts auf und sie stehen wieder ohne jegliche Hinweise dar. Alle schweigen, bzw. haben einfach nichts über Mats zu berichten. Aufgrund seines sehr zurückgezogenen Lebensstils und kaum persönlicher Gegenstände in der Wohnung ist er für die Polizei nicht richtig greifbar. Sie steht vor einem Rätsel. Als dann allerdings Mats früherer Arbeitsplatz, an dem er misshandelte Frauen betreute, und eine Tüte Kokain ins Spiel kommen, scheint der Fall eine unangenehme und gefährliche Wendung einzuschlagen. 

Meine Meinung:
"Der Leuchtturmwärter" war mein erster Krimi von Camilla Läckberg. Aufgrund der vielen positiven Stimmen zu ihren Büchern dachte ich mir, dass ich mich unbedingt auch mal an einen wagen sollte und war sehr gespannt.
Leider wurde meine erwartungsvolle Haltung am Anfang und zum Teil auch zwischendrin doch herb enttäuscht. Zu Beginn kam ich nämlich überhaupt nicht mit dem Buch mit. Nicht dass der Fall so furchtbar schwierig gewesen wäre oder der Schreibstil, nein viel mehr geht es in diesem Punkt um die handelnden Personen und deren Beziehungen zueinander und die vielen Handlungsstränge. Am Anfang ist es tatsächlich so, dass alle halbe Seite die Protagonisten wechseln. Ständig kamen neue dazu. Der war mit dem liiert, der war der Ex von dem oder die Menschen standen sich sonst irgendwie in irgendwelchen Dienstverhältnissen o.ä. gegenüber. Ich kam überhaupt nicht mehr mit, wer jetzt mit wem zusammen war und wer jetzt der Chef von wem usw. Ständig musste ich zurückblättern. Irgendwann hatte ich dann keine Lust mehr dazu und habe es mehr oder weniger gelassen und gehofft, dass eine Erklärung kommt, wenn ich weiterlese. Das war schon extrem anstrengend. Ich muss allerdings dazu sagen, dass diese vielen Handlungsstränge am Ende ein tolles Gesamtbild ergeben und auch alle mehr oder weniger Sinn haben. Aber auch zwischendrin nervte es mich einfach, wenn schon wieder ein neuer Handlungsstrang eingeflochten wurde, der doch ein bisschen überflüssig war, bzw. den man einfach anders hätte handhaben können.
Nachdem ich diese Anfangsschwierigkeiten jedoch überwunden hatte, erwartete mich ein wirklich spannender Krimi vor toller Kulisse, der richtig Lust darauf macht selbst nach Schweden zu fahren. Als ich mich an die ganzen Personen gewöhnt hatte, konnte ich sie auch alle einigermaßen zuordnen, verwechselte jedoch immer wieder zwei miteinander. Hier wäre ein Personenregister am Ende des Buches sinnvoll gewesen. Wie ich schon oben geschrieben habe, merkt man jedoch am Ende der Geschichte, dass jede Person ihren Platz hat und auch gebraucht wird. Sicher hätte man das auch anders gestalten können, doch so ergibt dies alles eine hervorragende runde Sache.
Die Landschaftsbeschreibungen von Schweden haben mir ebenfalls sehr gut gefallen. Mich würde es interessieren, ob es die im Krimi beschriebene Geisterinsel tatsächlich gibt, oder ob sie lediglich der Fantasie der Autorin entsprungen ist. Vielleicht werde ich das mal noch nachschauen. Die Autorin beschreibt das alles nämlich so toll, dass man es sich wirklich bildlich vorstellen kann. Die Inseln, die Felsen, die Boote, der Schärengarten. Ein tolles Setting, dass der Geschichte den perfekten Hintergrund gibt, meint man doch, in so verschlafenen Dörfern passiert nichts.
Der Schreibstil trug dazu bei dass ich relativ schnell durch das Buch kam. Und auch wenn mich am Anfang die schnell wechselnden Szenen gestört haben, so trugen sie doch ihr übriges dazu bei, dass ich das Buch sehr schnell durch hatte. An der Sprache gab es eigentlich nur einen Punkt, der mich gestört hat bzw. etwas ungewohnt für mich war. Alle Hauptpersonen haben sich geduzt und mit Vornamen angesprochen und irgendwie kam mir das schon reichlich merkwürdig vor. Ich finde auch, dann geht eine gewissen Distanz z.B. zwischen Polizist und Befragtem verloren, aber das ist eben mein Empfinden. Ich vermute, dass das in Schweden so üblich ist, hätte mir aber vielleicht gewünscht, dass da in der Übersetzung zumindest daraufhin gewiesen wird.
Nach meinen diversen Anfangsschwierigkeiten packte mich die Geschichte dann allerdings. Die Autorin schildert die Mischung aus häuslicher Gewalt, Drogenmilieu und zwischenmenschlicher Probleme so eindrücklich, dass ich mir fast vorkam, als wäre ich selbst dabei gewesen. Aufgrund der vielen Handlungsstränge hatte ich lange keine Ahnung, wer der Täter ist. Erst gegen Ende wurde alles ein bisschen klarer und der Nebel lichtete sich.
Das Ende, nun ja. Es war schon spannend wie alles aufgelöst wurde. Toll, wie die Autorin alle Handlungsstränge schlüssig zusammengeführt hat. Doch irgendwie bin ich mit der Auflösung nicht ganz einverstanden. Ich hätte mir ein anderes Ende, mit einer etwas anderen Aufklärung lieber gewünscht. Leider wurde auch ein Handlungsstrang fallen gelassen und nicht fertig erzählt, sodass ich hier etwas in der Luft hänge. Es mag sein, dass die Autorin diesen Teil als beendet betrachtete und vermutlich soll man als Leser einfach die eigene Fantasie spielen lassen und die Geschichte voll zu Ende denken, aber für mich war das ein bisschen unbefriedigend.
Alles in allem bin ich sehr zwiegespalten, was meine Bewertung angeht. Einerseits gefiel es mir wirklich sehr gut, war unglaublich spannend und packte mich. Dem gegenüber steht allerdings ein sehr verwirrender Beginn, ein nicht ganz so befriedigendes Ende, ein bisschen zu viele Protagonisten und Handlungsstränge. Ich denke, hätte ich von vorn herein gewusst, dass es Camilla Läckbergs Art ist, so viele Personen und Handlungsstränge in ihre Geschichte einzubauen, wäre ich ein bisschen anders an die Sache ran gegangen und nicht so irritiert gewesen. Ich werde auf jeden Fall wieder zu einem Buch der Autorin greifen, denn spannend und toll schreiben kann sie in jedem Fall.
Fazit:
Etwas verwirrender Beginn, zu viele Protagonisten und Schauplätze, allerdings hohe Spannung, tolle Schreibweise und wunderbare Landschaftsbeschreibung!