Rezension

spannend, überraschend, mit einem leicht beklemmenden Gefühl gelesen....

Bonner Verrat - Alexa Thiesmeyer

Bonner Verrat
von Alexa Thiesmeyer

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Friedhof im Jahre 1963.....langsam fährt ein Leichenwagen den Weg entlang, vorbei an einem Mann mit Aktentasche und Trenchcoat. Mit seinem Rosenstrauß in der Hand scheint er ein Besucher zu sein. Doch er wird von einem anderen Mann im Regenmantel schon erwartet. Ein Angestellter des Friedhofs knallt die Türe des Leichenwagens zu, aus dem sie gerade einen Sarg in die Kapelle getragen haben. Zeitgleich fallen zwei Schüsse, der Mann mit der Aktentasche bricht zusammen...

Ich muss zugeben, ich war erst skeptisch. Ich habe es nicht so mit Politik-Krimis, doch hier verstand es Alexa Thiesmeyer, mich zumindest ein kleines bisschen für Poliotik und ihre "Nebenwirkungen" zu begeistern.

Ihr Buch ist in Kapitel mit Jahreszahlen und Namen gegliedert. Dadurch sehen wir verschiedene Sichtweisen und auch, wie diese zu unterschiedlichen Wahrnehmungen und Reaktion führen. Dies zu lesen gefiel mir sehr gut.

Nicht so gut gefiel mir leider die Hauptprotagonistin Bärbel. Sie war mir äußerst unsympathisch. Ihre Hartnäckigkeit, ehemalige Klassenlameraden, und dann vor allem einen, dabei haben zu wollen ist fast schon lächerlich. Ihre nächtlichen Anrufe und Verfolgungsjagden machten das nicht besser. Bärbel ist um die 60 Jahre alt, und kann sich noch an alle Klassenkameraden aus den ersten 4 Schuljahren erinnern? Respekt, ich kann das nicht. 

Dass sie mit Malte quasi einen Verbündeten gefunden hat der ähnlich verbissen wirkt wie seine Tante, sorgt für etwas action. Als Langzeitstudent hat er ja Zeit für etwas Detektiv-Arbeit. Trotz ihrer manchmal nervtötenden Art ist Bärbel mit mit der Zeit doch noch ans Herz gewachsen. Die selbstbewusste und energische Frau versteht es, ihren Kopf durchzusetzen. Sie ist eine Art "Miss Marple von Bonn" ;-)

Nach und nach tun sich immer mehr Fragen auf. Wem kann man noch trauen? Wer spielt falsch? Uwes Verhalten war für mich erst mal nicht nachvollziehbar, dies klärt sich nach und nach jedoch auf. Die Geschichte aus Uwes Blickwinkel ist faszinierend, löste aber auch eine leichte Beklemmung beim lesen aus. Die Zeit des Kalten Krieges war äußerst schwierig, stille Briefkästen, Spione, Verrat.....dies alles zusammen ergibt eine spannende Geschichte. Uwes Unsicherheit ist greifbar, ich konnte mich gut in ihn hinein versetzen und mit vorstellen wie ihm zumute ist. Verständlich das er nach Aufklärung sucht, der "Verfolgungswahn" ist nachvollziehbar. 

Bärbel und Malte als Ermittler-Duo haben mir gefallen, dennoch gab es einige Szenen die für mich unglaubwürdig bzw. überspitzt dargestellt wurden. Trotz meiner Kritikpunkte ist das Buch alles in allem ein solider, spannender Krimi der zum nachdenken anregt.