Rezension

Spannend und atmosphärisch

Die schwarze Frau - Simone St. James

Die schwarze Frau
von Simone St. James

Bewertet mit 4 Sternen

1950 leben die 15-jährigen Mädchen Katie, Roberta, CeCe und Sonia in dem einsam gelegenen Internat Idlewild Hall. Dort gibt es die schaurige Legende von der „schwarzen Mary“ und auch die vier Mädchen müssen schon bald erkennen, dass vielleicht mehr hinter den Geschichten steckt, die man sich seit Jahrzehnten unter der Schülerschaft erzählt. Und dann verschwindet auch noch eins der Mädchen auf mysteriöse Weise.
2014 lässt das inzwischen verfallene Internat die Journalistin Fiona nicht in Ruhe, denn hier wurde vor 20 Jahren die Leiche ihrer älteren Schwester Deb gefunden. Als dann auf dem inzwischen verkauften Gelände auch noch eine weitere Leiche gefunden wird, versucht Fiona, das Geheimnis rund um ihre Schwester und Idlewild Hall zu lösen.

Ein großes Dankeschön an den Goldmann Verlag, dass ich diesen schaurig schönen Roman als Rezensionsexemplar lesen durfte. Ich wollte unbedingt wissen, was es mit den verschiedenen Geheimnissen rund um Idlewild Hall auf sich hat und wurde wirklich sehr gut unterhalten. 

Der Roman wird abwechselnd aus Fionas Sicht 2014 und der der vier Freundinnen 1950 erzählt. Wobei jede der Vier mal an die Reihe kommt. Simone St. James hat dabei einen Schreibstil, der sich sehr gut und flüssig lesen lässt. Die unterschiedlichen Zeitebenen und Erzählperspektiven sorgen außerdem für viel Abwechslung und gerade die Cliffhanger am Ende eines jeden Kapitels machen es echt spannend und man muss einfach weiter lesen. 

Und auch die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Von Anfang an hatte sie eine leicht schaurige und düstere Grundstimmung, was nicht nur an den Geschichten rund um Mary Hand lag, sondern auch daran, dass die Handlung in beiden Zeitsträngen in den Spätherbst und Winter gelegt wurde. Außerdem kann man sich auf Grund der Beschreibungen der Autorin Idlewild Hall richtig gut vorstellen und die ganze Geschichte wirkt dadurch sehr lebendig. Dazu kam diese immerwährende Spannung, egal in welcher Zeitebene man sich gerade befand. Und auch die vielen einzelnen Geheimnisse, die es zu lösen gab und die vielen Themen, die das Buch noch nebenbei behandelt, wurden sehr gut und interessant aufgebaut. So war es eine wahre Freude, sowohl Fiona bei ihren Recherchen zu begleiten, als auch mitzuerleben, was Katie, Roberta, CeCe und Sonia im Internatsleben widerfährt. Es war schön zu sehen, wie sich die Mädchen immer näher kommen, wie sie zusammenhalten und ihre Freundschaft vertiefen. Ihre einzelnen Schicksale fand ich sehr berührend. Auch die unaufdringlich eingewebte kleine Liebesgeschichte zwischen Fiona und Jamie, einem Polizisten, mochte ich gern. Allerdings fand ich es nicht so schön, dass ich mir einige Dinge schon denken konnte, die einfach zu offensichtlich waren. Ich will aber nicht spoilern. Und auch das Ende war mir ein bisschen zu schnell abgehandelt. Dennoch muss ich sagen, dass mich einige Auflösungen auch durchaus überrascht haben. 

Was ich super gut fand, war der Charakteraufbau. Fangen wir mit Fiona an. Sie ist in meinen Augen eine wahnsinnig mutige und selbstbewusste Frau, die sich aber im Laufe der Geschichte sogar noch ein bisschen weiter entwickelt. Ihr gegenüber steht ihr Freund Jamie, von dem man zwar nicht allzu viel erfährt, zu dem ich aber von Anfang an ein eher unsicheres Gefühl hatte und das hat mich auch nicht getäuscht, wenn auch anders, als gedacht. Die vier Mädchen von Idlewild Hall sind so unterschiedlich und doch lebendig, dass ich sie richtig gut fassen konnte. Ich mochte eine jede von ihnen und hätte sie mir auch gar nicht anders vorstellen können.

Für mich war dieser Roman genau die richtige Mischung zwischen Grusel, Spannung und einer Geschichte über wahre Freundschaft. Ich kann ihn jedenfalls nur weiterempfehlen und würde selbst gern noch mehr von der Autorin lesen.