Rezension

Spannend und beängstigend realitätsnah

Lena Halberg: London '05 - Ernest Nyborg

Lena Halberg: London '05
von Ernest Nyborg

Bewertet mit 5 Sternen

London 2005: In der Nähe der Station am King’s Cross explodiert eine Bombe im Triebwagen der Piccadilly-Linie. Die Menschen stehen geschockt und starr auf den Bahnsteigen bevor die meisten von ihnen fluchtartig das Weite suchen. Nur einer lässt sich von der Panik nicht anstecken, Tom. Er rennt in den Tunnel und versucht zu helfen.

Jahre später recherchiert die Journalistin Lena Halberg für eine Story und entdeckt in den Unterlagen, die Hawk, ein Freund und Informant, ihr zugespielt hat, unfassbare Übereinstimmungen.

Laut diesen Recherchen steht der Bombenanschlag von London mit anderen Anschlägen, die über mehrere Jahre verteilt waren, in Zusammenhang. Es soll der gleiche Sprengstoff benutzt worden sein. Für Lena steht fest, dass sie den Schuldigen finden will. Sie riskiert dabei nicht nur ihren Job, sondern auch ihr Leben.

 

London ’05 ist ein rasanter, spannender und auch beklemmender Thriller. Hart an der Realität zeichnet er ein Szenario, das einem das Fürchten lehren kann.

Im Prolog wird der Leser sofort in eine Katastrophe hineinkatapultiert und die Szene so eindringlich beschrieben, dass man glaubt den Pulvergeruch zu riechen. Der Schock der Wartenden am Bahnsteig, ihre Starre und ihre Unfähigkeit zur Hilfe sind eindrucksvoll dargestellt worden. Nur wenige sind in der Lage zu helfen, aber es gibt sie, die sich selber in Gefahr bringen um anderen zu helfen.

Terror, Attentate und Selbstmordattentate entstammen einem weitverzweigten und unübersichtlichen Geflecht. Journalisten, wie Lena Halberg, begeben sich mit ihren Recherchen auf ein fast unüberwindliches Minenfeld.

Durch ständigen Szenenwechsel erleben wir, wie Politiker, die mit Geheimdiensten und Anti-Terror-Einheiten kooperieren, auf Lenas Recherche reagieren.

Obwohl ich wenig Ahnung davon habe, erscheinen mir ihre Reaktionen doch beängstigend realitätsnah. Besonders interessant fand ich die Reaktion des Politikers Jan Nimhaaven, ein erklärter Gegner Isaraels. Als er in eine andere Suite einquartiert wird, weil in seiner Suite ein Sprengstoffattentat auf Lena und ihn vereitelt wurde, ist er einfach nur empört über die Absage des Interviews und einige nichtige Unannehmlichkeiten. Bezeichnend, sieht man darin den Tunnelblick mit dem Politiker nur auf ihre eigenen Interessen fixiert sind.

Als Thriller liest sich diese Geschichte spannend, brisant und Aktion geladen und bietet viel Raum zu Spekulationen und Diskussionen. Er ist gut recherchiert und zieht einen weiten Bogen. Eine runde Geschichte hat er für mich, weil alle Protagonisten, die während der Geschichte auftauchen, wobei dem Leser noch nicht ganz klar ist, welche Bedeutung sie haben werden, geben zum Ende hin ihren Auftritten einen Sinn oder auch eine andere Bedeutung. Aber er ist verdammt nah an der Realität und das ist dann doch beängstigend.