Rezension

Spannend und berührend

Die verlorene Frau - Emily Gunnis

Die verlorene Frau
von Emily Gunnis

Bewertet mit 5 Sternen

1960, Seaview Cottage: Die 13-jährige Rebecca und ihre Mutter leiden seit Jahren unter ihrem gewalttätigen Vater. Der selbst leidet unter Kriegsneurose. In einer stürmischen Nacht findet Rebecca ihr Eltern Tod im Wohnzimmer. Sie erzählt den Polizisten mehrfach, vor dem tödlicher Schuss jemanden an der Tür klopfen und reden gehört zu haben, aber die finden keine beweise auf diese Person. Genauer Umstände werden nie aufgeklärt und so bleibt Rebecca traumatisiert zurück.

2014, Chichester: Rebeccas Tochter Jessie bekommt einen Monat früher vor dem errechneten Geburtstermin Wehen und leidet zwei Tage lang darunter. Sie ist überfordert, verzweifelt, übermüdet und leidet an einer Wochenbettdepression. Jessies kleine Tochter hat eine Infektion und braucht dringend ärztliche Versorgung doch Mutter und Tochter verschwinden nächsten Tag spurlos aus dem Krankenhaus. Da beginnt schon der Wettlauf gegen die Zeit, denn Jessies Baby braucht innerhalb 12 Stunden nächste Infusion, sonnst wird sie sterben.

Jessies Halbschwester Iris, eine Journalistin, setzt alles in Bewegung, um das Baby zu finden. Sie begibt sich auf Spurensuche und stößt dabei auf die schicksalhafte Nacht vor über fünfzig Jahren, die ihre Mutter Rebecca ihren Töchtern nie erzählt hat. Doch nur wenn dieses, tragisches Geheimnis gelüftet wird, kann es Iris gelingen, das Baby zu retten...

Seitdem ich, vor einem Jahr, das Debütroman „Das Haus der Verlassenen“ von der Autorin mit Begeisterung gelesen habe, warte ich sehnsüchtig was Neues von ihr und wurde ich definitiv nicht enttäuscht. Genau wie in ihrem Debüt hat Gunnis auch hier etwas Wahre Geschichte geschickt mit Fiktiven zusammen gefädelt. Sie hat viele schwierige Themen, wie Gewalt in der Familie, traumatisierter Kriegsrückkehrer, Depressionen und Frauenrechte im 60'er, gewählt und trotzt die Thematik wirkt das Buch nicht erdrückend. Mit viel Tempo wechseln die Kapitel von heute und damals und zwischen Beteiligten und ich konnte richtig gut deren Gefühl-Gedankenwelt eintauchen. Gunnis Schreibstil ist einfach nur grandios! Leicht, wendungsreich, geheimnisvoll. Die Kapitel endet, wo man unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht und damit hält sie den Spannungsboden bis zum Ende des Buches. Einfach nur spannungsvoll und genial. Ich kann es nur weiterempfehlen!