Rezension

Spannend und düster

Das Lied des Blutes - Anthony Ryan

Das Lied des Blutes
von Anthony Ryan

Vaelin Al Sorna, der berühmteste Gefangene des Reichs und sein größter Kämpfer, erzählt die atemberaubende Geschichte seines Lebens. Er ist auf einem Schiff unterwegs, das ihn zu dem Ort bringen soll, an dem es für ihn um Leben und Tod geht. »Er besaß viele Namen. Noch nicht einmal dreißig Jahre alt war er im Lauf der Geschichte bereits reich mit Titeln beschenkt worden: ›Schwert des Königs‹ hieß er für den wahnsinnigen Herrscher, der ihn als Geißel zu uns sandte; ›Junger Falke‹ für die Männer, die ihm in die Wirrnisse des Krieges folgten; ›Dunkelklinge‹ für seine cumbraelischen Feinde und ›Rabenschatten‹ für die geheimnisvollen Stämme des großen Nordwaldes.«

Ganze Rezi auf meinem Blog<3

Vorab kann ich sagen, dass ich etwas ganz anderes erwartet hatte, aber es mich durchaus positiv überrascht hat.

Cover

Das Cover finde ich sehr schön, die Farben sind passend und edel. Das Schwert passt perfekt zur Geschichte, und irgendwie wirkt das Cover auch ehrerbietig.

Handlung/Idee

Es geht um Vaelin al Sorna, den Sohn des ehemaligen Kriegsherren der Königslande. In einer Rahmenhandlung erzählt Vaelin selbst seine Geschichte einem Geschichtsschreiber. Die Geschichte spielt in einer fiktiven Welt, in der es verschiedene Reiche/Kontinente gibt. Vaelin lebt in den Königslanden, ein Reich bestehend aus 4 Erzlehen, regiert von einem König. Es gibt 6 Orden des Glaubens, und in dem 6. wird Vaelin als Kind weggegeben. 
Er erzählt sehr, sehr lange von seiner Jugend im Orden (ca. die ersten 200 Seiten lang), er und andere Jungen werden dort zum Überleben, Kämpfen und Töten ausgebildet. Aber die Zeit im Orden war überhaupt nicht langweilig. Mir hat es dort sehr gefallen und die ganzen Intrigen und Komplikationen später waren noch nicht da.
Denn später gibt es zwar nicht unglaublich viele davon, aber dennoch genug. Vieles hat mit dem König zu tun, aber auch Aspekte, Vorsitzende der verschiedenen Orden, haben Geheimnisse, während Vaelin durch seine Taten immer bekannter wird.
Was ich etwas schade fand, war, dass es kaum Fantasy-Elemente gab. Ich dachte nämlich, dass das Buch, welches im Genre Fantasy eingeordnet wird, ein Mix aus heroischer und High Fantasy wäre. Also ein Held der gegen Trolle, Orks u. ä. kämpft und seine Heldentaten erzählt werden. Aber so ist es gar nicht.
Es gab kaum Fantasy-Elemente, nur die verschiedenen Religionen mit ihren Geheimnissen und noch die Lieder boten etwas Überirdisches.
Auch fand ich, dass die Liebe bzw. allgemein die Frauen/ Beziehungen wenig Beachtung gefunden haben. Manchmal wurden Huren erwähnt, die aber nun mal nichts Besonderes in dem mittelalterlichen Setting darstellen. Und Vaelin hatte ich auch keinen Kontakt zu ihnen. Es gab nur einen kleinen Liebesabschnitt, relativ am Ende, und das fand ich etwas unrealistisch, dass er bis zum ca. 30. Lebensjahr nur eine Liebelei hatte.
Aber dafür ist die Storyline sehr spannend gewesen, und man lernt viel über die restlichen Reiche und Länder dieser Welt.
Ich fand das Ende sehr zufriedenstellend, und es sind nur wenige offene Fragen geblieben. Dementsprechend hätte es für mich auch als Einzelband stehen gelassen werden, dennoch werde ich mit Sicherheit weiterlesen. Übrigens gab es am Ende nochmal richtig eine Überraschung, womit ich so überhaupt nicht gerechnet habe :D

Schreibstil

In jedem neuen Teil des Buches kam wieder die Rahmenhandlung zum Vorschein, wo aus der Sicht des Geschichtenverfassers aus dem Kaiserreich erzählt wurde. Sonst wurde immer in der 3. Person von Vaelin erzählt. Ganz ehrlich, ich musste eben 3x nachgucken, dass es in 3. Person geschrieben wurde, da ich fester Überzeugung war, dass es aus der Ich-Perspektive erzählt wurde. Man versetzt sich wirklich in ihn hinein und man kriegt einfach ein Gefühl für ihn. Die Kampfszenen waren anschaulich, natürlich war auch eine gewisse Brutalität vorhanden, aber es hätte noch wesentlich blutiger sein können. Ich finde, der Autor hat ein passendes Maß gefunden.
Ab und zu gab es schon etwas Humor, einmal habe ich wirklich losgelacht, aber es hätte meiner Meinung nach noch witziger sein können. Klar ist es kein humoristischer Roman, trotzdem hätte es die ansonsten sehr düstere und ernste Atmosphäre mal aufgelockert. Dennoch ließ es sich relativ flüssig lesen und vor allem hat es Spaß gebracht, mich mit Vaelin auf Abenteuer zu begeben.

Charaktere

Vaelin, der Protagonist, hat mir sehr gefallen. Er ist ein sehr begabter (Schwert-)Kämpfer und hat eine beeindruckende Loyalität zu seinem Glauben, obwohl er gezwungen wurde in den Orden einzutreten. Er ist aber nicht nur Kämpfer, sondern auch sehr intelligent. Auf jeden Fall durchschaut er schnell Geheimnisse und merkt, wenn er ausgetrickst wird.
Als die wichtigsten Nebencharaktere sind wohl Vaelins Glaubensbrüder zu bezeichnen. Sie haben mit ihm zusammen die Jugend im Orden erlebt und halten auch später noch fest zusammen und halten sich gegenseitig den Rücken frei, wenn sie z. B. auf Missionen geschickt werden. Zu seinen Brüdern zählen: Barkus, Dentos, Nortah und Frentis.
Barkus, ein humorvoller, guter Nahkämpfer, der zusätzlich noch eine Gabe im Schmieden hat. Ich empfand ihn als angenehmen Zeitgenossen, da er auch etwas humorvoller war.
Dentos, ein begnadeter Bogenschütze. Er hat eine Menge Geschichten über seine Onkels zu erzählen und war mir durchgehend sympathisch.
Nortah, ein blonder und blauäugiger Adelssohn, fand ich am Besten von Vaelins Genossen. Zu Anfang verstand er sich nicht gut mit Vaelin, da er zurück nach Hause wollte und sein und Vaelins Vater sich nicht gut verstehen. Er kam mir aber am charakterstärksten vor, ihn habe ich am Besten im Gedächtnis behalten. Später entwickelt er sich zu einem tollen, jungen Mann.
Frentis ist praktisch von Vaelin gerettet worden. Als kleiner Straßendieb begegnet er ihm und wird dank Vaelin in den Orden aufgenommen, wo ihm in gewisserweise ein richtiges Leben ermöglicht wird. Er ist sehr mutig und lässt sich nicht unterkriegen. Außerdem ist durch ihn eine sehr wichtige Storyline eingeleitet worden.
Dann möchte ich gern noch Meister Sollis erwähnen. Er war der Ausbilder von Vaelins Truppe im Orden, und war mit trotz seiner sehr strengen und gewalttätigen Ausbildung sympathisch. Er ist verschwiegen und wirkt sehr griesgrämig, als würde ihn nichts berühren, aber dennoch hat er immer ein Auge auf Vaelin.

Fazit: Ein fesselnder Auftakt der Rabenschatten-Trilogie, der durch eine vielfältige Welt und einen komplexen Helden überzeugt. Doch durch fehlende Fantasy-Aspekte und zu wenig Liebe und Humor, welche in die düstere Stimmung der Geschichte etwas Abwechslung gebracht hätte, vergebe ich

Gute 4 von 5 Sterne