Rezension

Spannend und exzellente Figurenbeschreibung!

Der Polizistenmörder - Per Wahlöö, Maj Sjöwall

Der Polizistenmörder
von Per Wahlöö Maj Sjöwall

Bewertet mit 3.5 Sternen

Guter alter Schweden-Thriller mit sozialkritischem Touch

Heutzutage ist beim Boom blutrünstiger Skandinavien-Thriller auf dem deutschen Buchmarkt fast in Vergessenheit geraten, dass alles in der 90-er Jahren im  damals sozialdemokratisch regierten Schweden anfing.

Der heutzutage gängige sexistisch-sadistisch-voyeuristische Touch, geradezu ein Markenzeichen, stand damals überhaupt nicht im  Vordergrund. Das weiblich-männliche Autorenpaar Maj Sjöwall und Per Wahlöö agierte gleichberechtigt, schrieb gesellschaftskritisch. Aufklärung über Intrigen in der Politik standen im Vordergrund, die Arbeit der Polizei wurde kritisiert, sofern sie den Anforderungen einer demokratisch regierten  Gesellschaft nicht gerecht wurde.

Ganz anders als heute gibt es in  diesem Roman keine weltweite Verschwörung irgendwelcher global agierender Fädenzieher, den sich den Globus untertan machen wollen, und auch keinen mit perverser Lust geschilderte Triebtäter, die bevorzugt Frauenkörper verstümmeln, was in Details geschildert wird, fast wie in Fachbüchern für Schlachtermeister - wenn es denn solcherart Literatur gibt.

Auch dieser Krimi, in dem es um einen vorgeblichen Polizistenmörder geht (mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden), kommt ohne all das aus - und ohne Heroisierung einsam agierender Kriminalkommissare im Kampf gegen die Verbrecherwelt an vorderster Front. Vielmehr wird der nervenaufreibende Polizeialltag geschildert, und ganz realistisch Umstände, die dazu führen, dass Menschen an dieser Arbeit zerbrechen und ihren Dienst quittieren.