Rezension

Spannend und gar nicht weit hergeholt

ZERO - Sie wissen, was du tust - Marc Elsberg

ZERO - Sie wissen, was du tust
von Marc Elsberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Faszinierend und abstoßend zugleich, angesiedelt in der nächsten Realität aber gefühlt Jahrhunderte von unseren Leben entfernt, es erklärt technische Neuerungen der letzten Jahre, zeigt ihr Potential aber wirft mehr Fragen auf als es jemals beantworten könnte. Erschreckend. Das ist Zero von Marc Elsberg. *Bewertet mit 4,5 von 5 Sternen*

Zuerst einmal finde ich das Cover äußerst gelungen: Das kalte, emotionslose Blau auf dem schwarzen Schutzumschlag voller winziger Einsen und Nullen wirkt irgendwie einschüchternd, skrupellos und berechnend. Und genau das ist Thema des Buches - Wie berechenbar ist der Mensch? Wie sehr kann man ihn manipulieren? Kann man Fortschritt aufhalten? Was passiert, wenn Großkonzernen der Weg offen steht mehr Macht zu erlangen als jede Regierung der Erde? Die Antworten auf diese und weitere spannende Fragen werden in dem Thriller um die Journalisin Cynthia auf packende Art und Weise erklärt.

 

Eigentlich ist Cynthia eher ein Gegner neuer Technologien. Als aber der Internetaktivist Zero beginnt Amerikas wichtigste Leute bloßzustellen und die Überwachungskultur anzuprangern wird Cyn gezwungen sich damit außeinanderzusetzen um Artikel zu den Thema schreiben zu können. Dabei wird sie mit Freemee konfrontiert, einem Unternehmen, dass den Menschen individuell angepasste Ratgeber-Apps zur Verfügung stellt. die vor Allem von Jugendlichen wie Cynthias Tochter Viola genutzt werden. Das Befolgen der Ratschläge verbessert den eigenen Wert in einem weltweiten Vergleich aller erfassten Menschen und damit auch den Wert der eigenen Daten. Als Cyn erfährt, wie sorglos ihre Tochter die eigenen Daten verscherbelt um ihr Taschengeld aufzubessern ist sie geschockt. Ist ihre Skepsis gegenüber den jüngsten Entwicklungen begründet? Oder hat ihre Tochter recht und die Auswirkungen sind vorwiegend positiv  zumal es ohnehin kein Entkommen vor den Datensammlern gibt, die selbst jene erfassen die sich aus dem System ausklinken wollen? Und was hat Zero mit all dem zu tun? Doch als seltsame Unfälle geschehen muss sich Cynthia fragen, ob Freemees Erfolg nicht blutbefleckt ist...

 

Insgesamt lässt sich das Buch trotz der vielen technischen Ausdrücke sehr flüssig lesen, denn immer wenn es komplizierter wird, werden die Ereignisse aus der Sicht von Cynthia geschildert, die mindestens genauso wenig versteht wie der durchschnittliche Leser. Durch die Erklärungen, die sie bekommt und das Glossar am Ende des Buches können auch Leser, die sich noch nie mit der Thematik befasst haben schnell einsteigen. Und nachdem das Geschehen erst einmal ins Rollen gekommen ist, wird die Geschichte auch sehr packend und man fiebert sowohl mit der Protagonistin wie auch der/ dem/ den unbekannten Zero mit. Allerdings gewinnt man am Ende den Eindruck, dass mehr die Thematik des Datensammelns als die eigentliche Handlung im Vordergrund steht, denn viele für die Geschichte relevante Fragen werden nicht oder kaum beantwortet.

 

Auf jeden Fall macht das Lesen dieses Buches sehr viel Spaß und nachdem man einmal drin versunken ist, lässt es einen auch nicht mehr los. Es ist auch wirklich erschreckend, wie realitätsnah das Geschehen ist und der Autor stellt immer wieder Bezüge zu unserer Zeit her, in der diese Entwicklungen ihren Anfang nahmen. Dadurch wird einem erst einmal bewusst, was heute schon alles machbar ist, obwohl es uns noch sehr futuristisch erscheinen mag. Der Leser wird förmlich dazu gedrängt darüber nachzudenken, was das Alles für sein eigenes Leben bedeuten mag.

Und wem die Gedanken, die dieses Buch aufgewühlt hat nicht mehr loslassen, der findet hier einen nützlichen Link http://datenfresser.info /?page_id=62