Rezension

Spannend und gruselig

Stigmata - Beatrix Gurian

Stigmata
von Beatrix Gurian

Bewertet mit 4.5 Sternen

4,5 Sterne

Zum Inhalt

Emma ist auf dem Weg in ein Jugendcamp. Es liegt in den Bergen und es ist nicht leicht für sie, es zu finden. Die Dämmerung bricht schon herein, als sie das alte Jagdschloss entdeckt und mit ihm die Betreuer und die anderen Jugendlichen, die an der Qualifizierung teilnehmen wollen. Denn dieses Camp stellt eine Art Test dar und nur die besten Teilnehmer werden es nach Australien schaffen, in das internationale Camp.

Emma kommt alles recht merkwürdig vor, das baufällige Schloss, die düstere Atmosphäre und die undurchschaubaren Betreuer - doch sie ist nur mit einem Ziel hierher gekommen: die Mörder ihrer Mutter zu finden.

Meine Meinung

Das Cover ist wirklich ein Hingucker! Als ich das gesehen hab, war ich schon neugierig und auch das Innenleben ist sehr schön aufgepeppt. Die Kapitelüberschriften sind mit den gleichen Ranken wie auf dem Cover umrahmt und es gibt auch einige Fotos, alles in einem matten Grün gehalten und sie fangen sehr gekonnt die schaurige Stimmung ein, die sich von Anfang bis Ende durch das Buch zieht.

Ich hab mich bei der Inhaltsangabe extra zurückgehalten, damit ihr noch völlig offen an das Buch heran gehen könnt. Die Autorin erzählt aus der Ich-Perspektive Emmas Geschichte, die mit dem Tod ihrer Mutter vor sechs Wochen beginnt und springt dabei zwischen diesem Ereignis und der Gegenwart hin und her. Auch gibt es noch andere Rückblicke, die aus dem Leben von Emmas Mutter erzählen. Toll fand ich auch, dass Szenen aus der Gegenwart im Präsens geschrieben sind, alles was zuvor passiert ist, in der Vergangenheitsform. Ein sehr intensiver, stimmungsvoller Schreibstil, der mich von Anfang an gefesselt hat.

Emma fühlt sich verantwortlich für den Tod ihrer Mutter. Nach einem heftigen Streit ist diese mit dem Auto in den Tod gerast und Emma muss sich völlig allein auf der Welt dieser Situation stellen. Sie entwickelt eine innere Stärke aus dem Drang heraus, mit den Nachforschungen ihre Schuld gegenüber ihrer Mutter zu begleichen. Sie will nicht aufgeben, bevor sie nicht herausgefunden hat, was es mit der Vergangenheit ihrer Mutter auf sich hat. Der Hinweis auf die angeblichen Mörder bringt sie in eine düstere Kulisse, das Jagdschloss, in dem sie die anderen Teilnehmer des Camps kennenlernt - und die drei Betreuer, die für die Auswahl zuständig sind. Emma hat keine Ahnung, warum sie hierher geschickt wurde und vermutet den Mörder unter einem der anderen. Von Beginn an ist ihr klar, dass sie niemandem trauen kann und dass jeder von ihnen ein Geheimnis hat. Um diesem auf die Spur zu kommen braucht sie all ihren Mut, denn die Psychospielchen nehmen recht schnell ein perfides Ausmaß an, dem sie nicht entkommen kann.

Die Autorin spielt hier sehr schön mit beklemmenden Elementen: die Abgeschiedenheit, dunkle, feuchte Keller, die Zweifel über die eigene Vorstellungskraft und die vielen kleinen Anspielungen, was für dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit nach Emma greifen. Obwohl sich Beatrix Gurian nicht groß mit den Gefühlen aufhält, indem sie auf die Ängste und das Grauen der Figuren direkt anspielt, stellt sich recht schnell von ganz allein ein latentes Gefühl des Gruselns ein. Stück für Stück geben die Rückblicke Details aus der Vergangenheit preis, die die schreckliche Wahrheit offenbaren. Misstrauen und Angst beherrschen die Geschichte und auch mich hat die unheimliche Stimmung gefangen genommen.

Ich hab mich schon lange nicht mehr bei einem Buch gegruselt und habs auch ein bisschen rausgefordert, weil ich es extra abends allein im Dunkeln gelesen hab ... irgendwann war aber auch ich soweit und musste tatsächlich das Licht anmachen :D Die Psychospielchen zehren an den Nerven und so musste ich das Buch in einem Rutsch durchlesen, weil ich ohne zu wissen, wie es ausgeht, nicht schlafen hätte können! *g*

Das Ende hat die Geschichte gut abgerundet und ich war mir bis zum Schluss nicht ganz sicher, wer wirklich hinter dem Ganzen steckt.

Fazit

Ein sehr gelungen inszeniertes Szenario mit einem düsteren Schauplatz, undurchsichtigen Charakteren und einer Protagonistin, die vor nichts zurückschreckt, um an die Wahrheit zu kommen.

© Aleshanee
Weltenwanderer