Rezension

Spannend - und ich war völlig ahnungslos

Aquila - Ursula Poznanski

Aquila
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 4 Sternen

Ursula Poznanski - seit ich "Elanus" als Hörbuch hatte, hab ich beschlossen: ihre Jugendbücher mag ich. Da ich noch einen Buchgutschein übrig hatte, hab' ich mir "Aquila" von ihr gekauft, das neue Jugendbuch. 

Der Klappentext klingt vielversprechend - eine junge Studentin hat einen Filmriss von gut zwei Tagen und ist in ihrer Bude eingeschlossen. Eine Botschaft am Spiegel, ein Zettel mit komischen, kryptischen Botschaften. Ein blutiges, zerrissenes Männer-Shirt im Badezimmer - und plötzlich ist jemand in der Wohnung, aus der Nika nicht raus kann, weil sie eingeschlossen ist und der Schlüssel nicht auffindbar ist. Ebenfalls verschwunden: Nikas Handy, Pass sowie Akku und Ladekabel vom Laptop. Achja - ihre Mitbewohnerin Jenny ist auch weg, deren Freund Lennard weiß auch nichts...und Nika spricht kaum italienisch, ist aber als Studentin in Italien.

Ich bin erprobte Krimi-Leserin, die Auflösung hat mich aber doch überrascht. Ich hatte absolut keine Ahnung, wer wie warum sowieso und überhaupt. Dafür gibt's n dicken Pluspunkt. Einige Minuspunkte gibt's für das Buch aber auch, vor allem für Nika. Einerseits kann ich ihre Reaktion nachvollziehen, andererseits so gar nicht. Klar, sie ist auf Übersetzer angewiesen, zur Polizei gehen ist auch bisschen schwierig (zumindest am Anfang, als sie noch gar nichts weiß). Und ich kann zwar irgendwie nachvollziehen, dass man gerne selbst die Lösung finden möchte/sich selbst durchbeißen mag - aber doch nicht so. Ab einem gewissen Punkt muss man doch merken, dass man a) in Gefahr ist und b) man alleine nicht weiter kommt. 

Gut gefallen haben mir widerum die Flashbacks, die Nika hat. Der Filmriss kam nicht (nur) vom Alkohol und in Verbindung mit den richtigen Situationen hat sich Nika bruchstückhaft wieder erinnert - und handelt dann nachvollziehbar (ich würde es wohl auch nicht anders machen, wenn ich mich plötzlich wieder an etwas erinnere) und absolut dämlich zugleich. Aber es ist ja nichts Neues, dass man sich unter den richtigen Bedingungen leichter wieder erinnert - bei Nika äußert sich das mehr als ein Mal in Erbrechen (auch, wenn sie manchmal nur erbricht und sich der Flashback noch nicht eingestellt hat), dann ist sie wieder in der tatsächlich erlebten Situation. Schöner Umgang mit Triggern, gefällt mir wirklich.

Aber irgendwie kann ich über all das hinweg sehen, es ist kein "Erwachsenen-Thriller" (wobei diese den wohl auch gut lesen können, mir hat es jedenfalls nicht geschadet :P) und ich tippe mal darauf, dass viele Jugendliche ähnlich impulsiv handeln würden, wie Nika es getan hat. Als Erwachsener (oder zumindest angeblich...laut Ausweis...) bekommt man eben doch einen anderen Blickwinkel auf viele Dinge, was vor allem bei diesem Buch auffällt. Aber die Protagonistin ist eben 19 und nicht 29 oder 39...und handelt eben manchmal wie ein rebellischer Teenager.

Die positiven Aspekte überwiegen bei mir auf jeden Fall. Wer seine eigene Spürnase auf die Probe stellen möchte und über eine etwas dubbelig-dämlich-impulsive Protagonistin hinwegsehen kann, der findet hier ein gutes, spannendes Buch mit einer verblüffenden Auflösung.