Rezension

Spannend und kurzweilig mit schwachen Charakteren

Darkmere Summer - Helen Maslin

Darkmere Summer
von Helen Maslin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kate, neu an der Schule und Außenseiter unter reichen Kids, freut sich, als ihr Schwarm Leo sie und seine Freunde einlädt, die Sommerferien in Darkmere Castle zu verbringen, ein runtergekommenes Schloss, das er geerbt hat. Kate wittert ihre Chance, Leo endlich näher zu kommen, Leo dagegen will einfach nur feiern – je mehr Alkohol und Drogen, desto besser. Doch das Schloss birgt ein furchtbares Geheimnis, das den Jugendlichen bald das Leben zur Hölle macht.

Meinung:

Das Buch ist eine Art Mischung aus Familiengeheimnis-Roman und Mystery/Thriller-Jugendbuch. Man hat einerseits die Gegenwart, die aus Kates Sicht erzählt wird, und die Vergangenheit im 19ten Jahrhundert, die aus Elinors Perspektive erzählt wird. Die verschiedenen Perspektiven laufen parallel zueinander: Beide verlieben sich in den falschen Mann und erleben Schreckliches auf Darkmere.

Die Charaktere waren mir leider fast alle nicht sympathisch. Ich hatte gerade einmal 2% des Buches gelesen und Leo sofort gehasst – ja, ein starkes Wort, aber anders kann ich meine Abneigung ihm gegenüber nicht ausdrücken. Wer Mädels, die mit dem besten Freund ausgehen, pauschal als "Schlampen" bezeichnet, ist unten durch bei mir. Das hat sich auch im Laufe des Buches nicht gebessert, ganz im Gegenteil.

Kate, obwohl sie die Hauptperson ist, war für mich einfach nur blass und leblos. Mich hat vor allem ihre Naivität gestört und wie sie an Leo hängt. Nur weil sie arm ist und dazugehören möchte (was ich verstehe), muss man keinem Typen hinterherlaufen, der einen wie Dreck behandelt. Zum Glück sieht sie bald, dass sie einen Fehler gemacht hat, aber sie braucht leider das ganze Buch über männliche Aufmerksamkeit.

Die interessanteste Person war Elinor, eine Frau, die um 1825 in Darkmere Castle gelebt hat. Ich konnte sehr mit ihr mitfühlen und ich finde, sie ist der stärkste Charakter im ganzen Buch. Sie ist zwar auch unglaublich naiv und weltfremd, aber sie entwickelt sich am meisten. Ihre Geschichte hat mich wirklich mitgerissen.

Gestört hat mich beim Perspektivenwechsel, dass ich die beiden Zeitebenen sprachlich kaum auseinander halten konnte. Elinors Sicht in der Vergangenheit hat sich genauso gelesen wie Kates Perspektive in der Gegenwart. Da hätte ich mir mehr Unterscheidungskraft gewünscht und eine eigene "Stimme" für die Charaktere.

Generell ist das Buch sehr spannend geschrieben, sodass ich es innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte. Ich wollte und konnte es nicht weglegen, weil ich unbedingt wissen musste, wie es ausgeht. Es lebt von der bedrohlichen Atmosphäre und ich hatte oft Herzklopfen. Ich habe mich gefühlt, als würde ich gerade ein gruseliges Videospiel spielen.

"Darkmere Summer" ist ein Buch mit schwachen und zum Teil wirklich idiotischen Charakteren, die oft Entscheidungen treffen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Es ist jedoch so spannend geschrieben, dass es sehr kurzweilig ist und ich es innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe. Wer für den Sommer ein nettes, spannendes Buch für zwischendurch lesen möchte, ist hier gut bedient.