Rezension

Spannend und lehrreich

Das Jahrhundertversprechen
von Richard Dübell

Bewertet mit 5 Sternen

          Berlin 1921: Der Erste Weltkrieg wirft noch immer lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen vor dem Bankrott. Ihre Tochter Louisa träumt trotz der Notlage von einer Karriere als Filmschauspielerin. Der persönliche Kontakt mit dem Regisseur Fritz Lang, der die Unterstützung von Otto von Briest bei verschiedenen Drehbuchüberarbeitungen hoch zu schätzen weiß, ermöglicht Louisa ein Stipendium für das Max Reinhardt Institut. Louisa liebt Max Brandow, einen ehemaligen Gassenjungen. Otto von Briest hat diesen Jungen aus der Gosse geholt und für seine Detektei arbeiten lassen. Seitdem Max Weihnachten 1918 Louise das Leben gerettet hat, gehört er zur Familie. Ihm wird eine große Zukunft als Rennfahrer vorausgesagt. 

Ein fulminanter Abschluss der Jahrhundert-Trilogie!
Wieder gelingt es Richard Dübell anhand der Lebens-und Leidensgeschichte der Familie von Briest die politischen und gesellschaftlichen Veränderung in Deutschland der 20er Jahre zu beschreiben und den Finger in die Wunde zu legen. 

Die Geschichten neben den exzellent recherchierten politischen Ereignissen beschreiben, dass es nicht immer nur die Agitatoren, Rädelsführer und Politiker waren, die das Volk in den Untergang und die Arme der NSDAP getrieben haben. Es sind vor allem Dingen, die Verzweiflung, die Ausweglosigkeit, Neid und Schwäche. Es sind die kleinen Katastrophen, Zusammenbrüche und Demütigungen, die von den neuen Machthabern genutzt wurden.

Sinnbildlich kann man das Schicksal derer von Cramm ansehen. Sie haben mit der Verfolgung und Tötung von Juden ihren eigenen Untergang besiegelt, genau wie das deutsche Volk. Ich weiß nicht, ob das vom Autor beabsichtigt war, aber der Gedanke drängt sich mir als Leser auf.
Max Brandows Versprechen: „Alles wird gut. Versprochen. Großes Ehrenwort“ zieht sich durch den ganzen Roman und bezieht sich leider nur auf die Familie von Briest. 

Für die Deutschen wird alles immer schlimmer. 
Der Roman endet vor der Machtergreifung. Die Geschichte der von Briest in Deutschland ist zu Ende erzählt. Was bleibt? Eine interessante und unterhaltsame Geschichtsstunde, in der dem Leser die Ursachen und die Entstehung des dritten Reiches aus Sicht des Autors näher gebracht wurden.
Meiner Meinung nach ist es ihm sehr gut gelungen.