Rezension

Spannend und mitreißend

Das Gedächtnis der Insel - Christian Buder

Das Gedächtnis der Insel
von Christian Buder

Bewertet mit 5 Sternen

Yann, Archäologe um die 40, setzt mit der Fähre auf die Insel in der Bretagne über, wo er geboren wurde und großgeworden ist. Sein Vater wurde tot im Wasser gefunden: Selbst mord. Oder doch ein Unfall? Oder Mord?

Yann will seinen Vater, mit dem er seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr hatte, beerdigen. Er wird sofort in die Atmosphäre dieser Insel hineingezogen – eines Orts, den niemand verlässt, der dort lebte: außer ihm und Gwen, der Tochter des Bürgermeisters, die jetzt bei der Gendarmerie ist.

Die Insel besteht nur aus Stein und Häusern und den Menschen, die dort leben. Nach einiger Zeit kennt man dort jeden Winkel, jeden Stein. Die Menschen, die dort wohnen verändern sich, ihrem Lebensort entsprechend.

Christian Buder schafft sprachlich dichte Bilder der Landschaft und der Menschen, die dort leben. Er beschreibt die Beziehungen zwischen Menschen, Beziehungen, die teils davon zusammengehalten werden, dass man die Insel eben nicht verlässt.

Yann will wissen, was mit seinem Vater passiert ist – und warum seine Mutter bei dem großen Sturm vor 30 Jahren aufs Meer rausgefahren ist, wo sie umkam. Den Tod seines Vaters will auch Gwen klären, die er von Kind an kennt.

Mit dem Aufkommen eines neuen, gefährlichen  Sturms nimmt die Handlung Fahrt auf: Yann stellt Menschen zur Rede, und die Vergangenheit wird Stück für Stück sichtbar, die Wirklichkeit erweist sich als ganz anders als gedacht. Der Roman, der über weite Passagen durch die Dichte seiner Schilderungen überzeugt, wird jetzt sehr, sehr spannend, mitreißend. »Das Gedächtnis der Insel« ist ein Buch über menschliche Abgründe, über die Prägungen von Menschen und die Möglichkeit aus dem »Zug«, in den man geriet, auszusteigen und zu leben. Christian Buders Roman zeigt, wie mitreißend Literatur sein kann.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 23. Juli 2017 um 23:47

Stimmt. Sehr schöne und hübsche Rezension. Dem Buch angemessen, nicht wie andere, ähm, Kostverächter?

Steve Kaminski kommentierte am 24. Juli 2017 um 08:46

Danke! - Bei einer anderen Rezi bei den eBooks hatte ich das Gefühl, er/sie hat das Buch vielleicht gar nicht zu Ende gelesen.

Zwei Fehler wollte ich noch korrigieren und das vorletzte "mitreißend" streichen, das ging aber nicht. Ist aber auch keine Katastrophe, wenn es so bleibt. Dein Kommentar steht interessanterweise unter allen 5 "Wiedergaben" meiner Rezi