Rezension

Spannend und sehr atmosphärisch! Ein Highlight!

The Diviners - Aller Anfang ist böse - Libba Bray

The Diviners - Aller Anfang ist böse
von Libba Bray

“The Diviners. Aller Anfang ist böse” ist ein Reihenauftakt, der den Leser in das New York der 20er Jahre mitnimmt. Die Reise ist mysteriös und spannend und wird durch die Begleitung der lebendigen Charaktere zu einem einzigartigen und kurzweiligen Erlebnis.

“Evie war vage bewusst, dass sie bereits einen über den Durst getrunken hatte, und eine winzige, aber drängende Stimme der Vernunft riet ihr, das Tempo zu drosseln und sich ruhig zu verhalten. Denn was ihr jetzt gerade vorschwebte, war vermutlich keine gute Idee. Aber war sie jemals ihrer Vernunft gefolgt? Das taten doch nur Schwächlinge und Presbyterianer.” (Seite 202)

Evie möchte alles, außer gewöhnlich sein. Das lässt sie den Leser von der ersten Seite an spüren. Sie ist schon ein kleines Biest. Selbstverliebt, manipulativ und sehr auf ihr Äußeres und auf das Wirken auf andere bedacht. Zumeist hat sie die eigenen Vorteile im Sinn. Trotz allem war sie mir sympatisch. Ich kann noch nicht einmal genau sagen, warum. Doch ich mochte sie einfach. Glücklicherweise.

Memphis Campbell ist ein sogenannter Lottoläufer. Er sammelt die Lottotipps und den Wetteinsatz der Spieler ein. Natürlich nicht so ganz legal. :) In jüngeren Jahren hatte er bestimmte Fähigkeiten, die ihm mit der Zeit aber leider abhanden gekommen sind. Außerdem hat er einen kleinen Bruder Isaiah, den er am liebsten vor allem Übel der Welt beschützen möchte.

Sam ist ein Taschendieb. Und wie gut er ist, muss auch Evie erfahren. Trotz allem wird er von ihrem Onkel Will im Museum angestellt und soll dort mitarbeiten.

Jericho arbeitet schon sehr lange für den Leiter des Museums. Er wirkt etwas steif und bieder. Evis Freundin Mabel, die sie schon seit Jahren kennt und die in New York in ihrer Nähe wohnt, ist unsterblich in Jericho verliebt. Mabel ist brav und das genaue Gegenteil von Evie.

Onkel Will versucht, die Rolle von Evis Eltern zu übernehmen. Schließlich hat er die Verantwortung für sie. Doch schnell muss er lernen, dass das nicht wirklich einfach ist.

Theta ist eine Tänzerin in einem verruchten Club. Schnell freundet Evie sich mit der weltoffenen jungen Frau an. Und auch mir war Theta ratzfatz eine Freundin. Was mich im Verlauf der Geschichte aber leider auch Nerven gekostet hat.

Und dann gibt es auch noch Henry, der…

Stopp! Das sind ganz schön viele Personen, richtig? So ging es mir auch. Aber alle diese Personen haben ihre Rolle. Einige sind “Diviners” und haben besondere Fähigkeiten. Das erfährt man im Verlaufe des Buches. Und trotz der Vielzahl an Personen hat mich das Buch nicht überfordert. Libba Bray hat es geschafft, die Menschen nach und nach in die Geschichte einzuführen, so dass ich mir sofort jeden merken konnte. Jeder von ihnen hat einen ganz eigenen Charakter. Jeder von ihnen ist einzigartig und greifbar, lebendig.

Ebenso fantastisch gelungen: das Setting! Hier hat die Autorin eine unglaubliche Atmosphäre geschaffen. Es ist genauso, wie ich mir das New York der 20er Jahre vorstelle und es aus Filmen im Kopf habe. Von der Kleidung über die Einrichtung bis hin zu den Autos und Transportmitteln. Ich fühlte mich wirklich, als wäre ich ein Teil dieser Zeit, ein Teil der Geschichte.

“Lange Perlenstränge schwingen von Kleidern mit tief sitzenden Taillen. Gamaschen schlagen herausfordernd gegen den Boden. Arme strecken sich, schieben Luft beiseite – ganz so, als wäre ein wildes dadaistisches Gemälde zum Leben erwacht.” (Seite 13)

Der Plot ist genial. Die Geschichte steckt voller Mythen, Spannung, etwas Esoterik, ein bisschen Horror und natürlich Mystery. Es gibt Passagen, deren Wortgefechte mich zum Schmunzeln brachten. In anderen habe ich die Luft angehalten, weil ich Angst um meine Protagonisten hatten. Einige andere Stellen waren etwas brutal – aber nicht so, dass mir die Galle hoch kam. Sie hat die Szenen so gut beschrieben, dass man sich das Unheil und das Grauen vorstellen kann, doch dass es nicht in bestialisches Gemetzel ausartet.
Dabei führt sie den Leser entspannt und langsam in die Geschichte ein, ohne langweilig zu sein. Sie legt sehr viel Wert auf das Setting und die Personen. Und das merkt man dem Buch auf jeder Seite an.

Das Cover des Buches hat mich von Beginn an neugierig gemacht. Und auch jetzt, nach dem Lesen, kann ich sagen, es passt perfekt. Die junge Frau wirkt wie ein Modell, und so stelle ich mir Evie vor. Die Haltung, das Aussehen – perfekt. Doch diese Spielkarte, an der sich Blut befindet, zeigt, dass es hier nicht harmlos zugeht.

“Die vielen nächtlichen Diskussionen über das Wesen des Bösen hatten sie nicht annähernd darauf vorbereitet, wie sich das Böse wirklich anfühlte. Selbst den zerfallenen Mauern der alten Kirche haftete noch unverkennbar die Kraft und die Beständigkeit des Bösen an.” (Seite 588)

Ich hätte gerne jetzt sofort mehr davon! Leider erscheint erst im April 2015 das englische Original von Band 2. Die Autorin ist dem Zeitplan ein Jahr hintendran. Sie nimmt sich aber die Freiheit, um bestmöglich recherchieren zu können.

Ihr seht, ich bin voll des Lobes!
“The Diviners. Aller Anfang ist böse” ist ein Reihenauftakt, der den Leser in das New York der 20er Jahre mitnimmt. Die Reise ist mysteriös und spannend und wird durch die Begleitung der lebendigen Charaktere zu einem einzigartigen und kurzweiligen Erlebnis.

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