Rezension

Spannend und vergnüglich - ein Japaner in Hamburg

Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder - Henrik Siebold

Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder
von Henrik Siebold

Bewertet mit 5 Sternen

Ein ungewöhnlicher Kriminalist ist zweifellos der im Austauschprogramm nach Hamburg versetzte japanische Inspektor Ken Takeda, den wir nun schon bei den Ermittlungen zu seinem dritten Fall in Henrik Siebolds Roman „Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder“ erleben können – erschienen im April im Aufbau-Taschenbuchverlag. Schon in den zwei ersten Bänden „Inspektor Takeda und die Toten von Altona“ (2016) sowie „Inspektor Takeda und der leise Tod“ (2017) ließ der ausgewiesene Japan-Kenner Henrik Siebold (50), der selbst mehrere Jahre in Tokio gelebt und dort für eine japanische Tageszeitung gearbeitet hatte, die gegensätzlichen, sich so fremden Kulturen in den Personen des geschiedenen Inspektors aus Japan und dessen junger Hamburger Kollegin Claudia Harms aufeinander prallen. Immer wieder irritiert die von Männerbeziehungen enttäuschte, als Single lebende Harms mit ihrer herben Art und direkten Ausdrucksweise ihren asiatisch zurückhaltenden Kollegen, den gebildeten Feingeist, Jazz-Fan und seine Zuhörer begeisternden Saxophonisten. Dennoch entwickelt sich von Fall zu Fall trotz aller kulturbedingter mentaler Gegensätze eine enge kameradschaftliche Beziehung zwischen beiden. Während Harms spontan ihrem Ärger Luft macht, hält sich der Japaner äußerlich zurück. Seine Gefühlswelt zeigt sich abends in seinen Saxophon-Improvisationen im Jazz-Club oder ist an der Menge des einsam getrunkenen Whiskys zu messen.

Im neuen Krimi geht es um Mordfälle ohne erkennbares Motiv. Ein 17-jähriger Schüler scheint eine Frau vor die S-Bahn gestoßen zu haben. Bei seiner Festnahme gesteht er sogar lächelnd die Tat, widerruft aber bald darauf alles. Auch bei folgenden Mordfällen ist der junge Mann immer in der Nähe des Tatortes, doch handfeste Beweise gegen ihn gibt es nicht. Die Lage wird allmählich brisant, denn der Verdächtige ist der Sohn des Hamburger Innensenators, der als nächster Bürgermeister gehandelt wird. Auf Art klassischer Krimis bietet Autor Siebold uns Lesern und seinen beiden Kriminalisten immer neue Motive und Verdächtige an. Verleiten die auch in Deutschland beliebten japanischen Horror-Comics die Klassenkameraden zu ihren Taten? Oder geht es vielmehr um Grundstücksspekulationen und politische Intrigen zum Schaden des Senators? Wird der 17-Jährige etwa nur als Werkzeug gegen seinen Vater missbraucht? Es scheint ein unlösbarer Fall für Ken Takeda und Claudia Harms zu sein.

Henrik Siebolds Takeda-Krimis sind ungewöhnlich – spannend und vergnüglich zugleich: Einerseits sind es realistische Kriminalfälle mit aktuellen Hintergründen, die stellenweise durchaus Thriller-Charakter haben. Andererseits aber faszinieren Siebolds Romane durch ihre beiden Protagonisten, die sich in ihren kulturellen Unterschieden immer wieder aneinander reiben. Gerade diese Passagen sorgen immer wieder für die amüsanten Momente im Krimi. „Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder“ ist deshalb also – wie die zwei Vorgängerbände – wieder ein spannender, zugleich aber vergnüglicher und in gewisser Weise sogar schöngeistiger Krimi für erholsame Feierabendstunden, der sich wohltuend von den sonst üblichen bluttriefenden Thrillern heutiger Autoren unterscheidet.